Gewaltsamer Konflikt in Chile: Deutscher gegen Indigene

Ein deutscher Grundbesitzer soll Schlägertrupps gegen eine benachbarte Mapuche-Gemeinschaft angeheuert haben. Nun steht er vor Gericht.

Santiago im Oktober: Mapuche-Demo gegen „staatlichen Kolonialismus“.

Santiago im Oktober: Tausende Mapuche demonstrieren gegen „staatlichen Kolonialismus“. Foto: dpa

BUENOS AIRES taz | In Chile sorgt ein deutschstämmiger Farmer wegen seiner Feindseligkeiten gegen die Mapuche für Schlagzeilen. Am 25. November wurden Broder Redlefsen und zwei seiner angeblichen Sicherheitsangestellten vorübergehend festgenommen, nachdem sie gewaltsam auf das Gelände der Mapuchegemeinschaft Román Millapán bei Paillaco in der zentralchilenischen Provinz Valdivia eingedrungen waren.

Betroffen von den Aggressionen waren 15 Familien, die auf einem 45 Hektar großen Terrain leben, das seit dem 15. November 2013 Teil der Rückführung von Ländereien an die Mapuche ist. Das Gelände grenzt an Redlefsens Farm „El Refugio“ an.

Redlefsen wird vorgeworfen, schon mehrfach auf das Terrain der Mapuche eingedrungen zu sein. Dabei wurden Felder verwüstet, Zäune umgeworfen, die bescheidenen Holzhäuser der Mapuche wurden beschädigt und es kam zu Übergriffen gegen Minderjährige.

Am 9. November 2015 gab es erstmals zwei verletzte Erwachsene. Am frühen Morgen, so die Schilderungen der Betroffenen, hätten rund 15 Vermummte das Zugangstor aufgebrochen und seien auf ihr Gelände eingedrungen. Sie steckten einen Container in Brand und besprühten die Häusern innen und außen mit Tierfäkalien.

Übergriffe nach Rückgabe der Gebiete

„Das war eine Schlägerbande, die von Herrn Broder Redlefsen angeheuert wurde. Es kamen sieben Pick-ups mit Vermummten, die uns mit Stöcken und Waffen bedrohten, und weil wir uns gewehrt haben, wurde zwei von uns verletzt“, schilderte Verónica Henríquez den Hergang. Zugleich kritisierte sie die Polizei. „Als die Carabineros kamen, war nur noch ein Pick-up da, zudem wurden wir mehr ausgefragt als die, die die Schäden anrichteten.“

Für einige Brisanz in der Angelegenheit sorgt die deutsche Botschaft in Santiago de Chile. Laut der konservativen Tageszeitung El Mercurio vom 8. November forderte sie von Chiles Regierung mehr Schutz für die Deutschen und ihr Eigentum. Dies habe Redlefsen wohl als Freibrief genommen und tags darauf den gewalttätigen Übergriff unternommen.

„Sieben Pick-ups mit Vermummten, die uns mit Stöcken und Waffen bedrohten“

Die rund eine Million Mapuche stellen knapp 7 Prozent der chilenischen Bevölkerung. Seit 1993 betreibt der chilenische Staat, wenn auch zögerlich, die Rückgabe ihrer angestammten Gebiete. Vor allem in den zentralen und südlichen Provinzen kommt es seit Jahren zu gewaltsamen Konflikten zwischen europäischstämmigen Grundbesitzern und den Mapuche. Dabei gibt es auf beiden Seiten Todesopfer zu beklagen.

Unter der Auflage, sich nicht dem Terrain der Mapuchegemeinschaft nähern zu dürfen, wurden Redlefsen und seine zwei Angestellten freigelassen. Am 21. Januar soll nun der Prozess gegen sie beginnen.

Während Mapuche-Aktivisten fast immer nach dem Antiterrorgesetz aus der Pinochet-Zeit angeklagt werden, bei dem weitaus höhere Strafen drohen, wird es gegen den Deutschen nur ein einfaches Gerichtsverfahren geben.

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