Grüne Perspektive: Angstfreie Stimme der Basis

Kai Wargalla will Chefin der Bremer Grünen werden: Wer sich für deren politische Taten interessiert, muss die internationale Presse studieren.

Occupy London hat Kai Wargalla 2011 mit angezettelt: „Ich versuche so angstfrei zu sein wie möglich“, sagt sie Foto: Andy Rain (dpa)

Das ist ein Coup, den die BremerInnen erst einmal kapieren müssen: Am 17. Januar tritt Kai Wargalla bei der Wahl des Grünen Landesvorstands an. Sie bewirbt sich als Nachfolgerin von Henrike Müller, die schon vor der Bürgerschaftswahl angekündigt hatte, nicht erneut anzutreten. Ralf Saxe, der Mann in der Doppelspitze, möchte gerne weitermachen.

Wargalla, die von den neuen sozialen Bewegungen herkommt, kann wie Müller als eher linksgrün kategorisiert werden. Während Müller allerdings eher moderierend gewirkt hat, tritt Wargalla sehr dezidiert auf: „Ich gehe Konflikten nicht aus dem Weg“, sagt sie. Das ließe sich auch kaum behaupten. Aber ein Selbstzweck sind die Auseinandersetzungen ihr auch nicht: „Ich gehe nicht in den Landesvorstand, um gegen jemanden zu sein.“ Sondern, um dafür zu sorgen, dass die Stimme der Basis laut zu hören ist.

Wargallas Kandidatur hat etwas von einer Sensation: Die Bremerin – ihre Mutter Lisa war von 2007 bis 2011 rechtspolitische Sprecherin der Bürgerschaftsgrünen – hatte sich bislang vor allem erfolgreich in weltpolitische Zusammenhänge eingemischt. In Bremen hat man ihren Kampf für einen Betriebsrat beim Bio-Kaufhaus Alnatura wahrgenommen. Im Ausland weiß man mehr über Wargalla.

So kennt der NSA vermutlich sogar ihre Schuhgröße: Die Frau, die in Oldenburg und London auf MA in „Sustainability Economics“ studiert hat, ist eine der acht KlägerInnen im Hedges-Verfahren. Außer dem New York Times-Journalisten Christopher Hedges gehören der Gruppe Persönlichkeiten wie der US-Chefintellektuelle Noam Chomsky an. Und eben Wargalla. Sie klagt gegen Barack Obama und dessen Militärhaushaltsgesetz von 2012.

Das erlaubt dem US-Präsidenten, die Inhaftierung von Menschen zu verfügen, weltweit, auch fernab von Kriegsschauplätzen und ohne Urteil. Das Kreuzverhör durch die Regierungsanwälte hat Wargalla unbeschadet überstanden: „Ich versuche möglichst angstfrei zu sein“, sagt sie. Schon vorher hatten etliche britische Medien Kontakt mit der heute 31-Jährigen, die das Occupy-London Camp initiiert hatte: Direkt auf den Stufen von St. Pauls-Cathedral hatte sie gezeltet, vis-à-vis der London-Stock-Exchange, der zweiten Herzkammer des Kapitalismus neben der Wallstreet.

Aber ist Bremen für sie nicht zu klein? „Ich war bei meiner Rückkehr total überrascht, dass mir die lokale Politik hier so Spaß macht“, sagt Wargalla der taz. „In diesem Bundesland kann man etwas bewirken.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.