Halbfinale U21-EM: Debakel für die Deutschen

Aus der Traum vom Titel. Beim 0:5 gegen Portugal wird das deutsche Team auseinandergenommen. Portugal war in allen Belangen besser.

Drei Fußballer auf dem Spielfeld

Da war nichts zu holen gegen Portugal: Matthias Ginter, Marc-Andre ter Stegen und Emre Can Foto: ap

OLMÜTZ dpa | Trainer Horst Hrubesch gratulierte noch auf dem Platz den souveränen Gewinnern, seine maßlos frustrierten und enttäuschenden Spieler suchten erst gar nicht nach Ausreden. Die deutschen Fußball-Junioren sind mit der höchsten Niederlage ihrer Geschichte bei der U21-EM in Tschechien im Halbfinale kläglich gescheitert. Auf dem Weg zum erhofften zweiten Titel nach 2009 erlebten Hrubesch und seine Schützlinge am Samstagabend in Olmütz gegen Portugal ein 0:5 (0:3)-Debakel. „Ich denke, wenn wir alles gegeben hätten, wären wir nicht mit einer 0:5-Klatsche vom Platz gegangen“, betonte Bayern-Neuzugang Joshua Kimmich in der ARD: „Jeder Einzelne muss sich hinterfragen.“

Bernardo Silva (25. Minute), Ricardo (33.), Ivan Cavaleiro (45.+1), João Mário (46.) und Ricardo Horta (71.) besiegelten in dem einseitigen Match vor 9876 Zuschauern das Aus der Deutschen. Die Portugiesen stehen nach dem verlorenen Endspiel 1994 gegen Rekordgewinner Italien hingegen zum zweiten Mal im Finale. Gegner am Dienstag im Finale ist Dänemark oder Schweden.

Ob DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, DFB-Sportdirektor Hans-Dieter Flick oder die Familien und Freundinnen der Spieler: Sie alle mussten hilflos mit ansehen, wie sich schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten. Hinten ließen die Portugiesen kaum Chancen zu, im Mittelfeld organisierte William Carvalho nach Belieben das Spiel, und vorn sorgten die technisch versierten Angreifer für Gefahr.

Die DFB-Defensive konnte zunächst noch dagegenhalten. Machtlos waren alle aber in der 15. Minute, als Ricardo auf der halbrechten Angriffsseite BVB-Profi Dominique Heintz aussteigen ließ und in die Mitte auf Kapitän Sérgio Oliveira passte. Der traf aber nur den Pfosten. Die deutsche Offensive um Kapitän Kevin Volland von 1899 Hoffenheim kam auch sonst nicht richtig zur Entfaltung.

Dafür die Portugiesen. In der Gruppenphase brauchten sie für ihre insgesamt zwei Tore 180 Minuten. Gegen die DFB-Junioren klappte es in acht Minuten. Ausgehend von Carvalho legte letztlich Ivan Cavaleiro auf Silva ab und der hämmerte den Ball ins Netz. Triple-Sieger Marc-André Ter Stegen war machtlos. Beim zweiten Treffer blieb der Keeper vom FC Barcelona nach einem Eckball auf der Linie. Gleich zwei Spieler der Portugiesen standen am zweiten Pfosten frei, Pereiras Kopfball konnten weder Ter Stegen noch Julian Korb abwehren.

Zu viele Fehler unter Druck

Kurz schien die deutsche Mannschaft den Südeuropäern gefährlich werden zu können: Zweimal rettete aber deren Keeper José Sá bravurös gegen Joshua Kimmich (37.) und Nico Schulz (45.) – beim Nachschuss von Schulz (37.) musste er nicht mehr eingreifen.

Das deutsche Aufbegehren beendete die Portugiesen schnell: Nach einem weiteren deutschen Ballverlust an der gegnerischen Strafraumgrenze leitete Carvalho den Angriff ein, den Cavaleiro mit einem satten Schuss souverän abschloss. „Wir haben zu viele Fehler gemacht, wenn wir unter Druck waren“, formulierte DFB-Sportdirektor Hans-Dieter Flick das ernüchternde Zwischenfazit.

Doch es kam sogar noch schlimmer. Die vagen Hoffnungen, das Unmögliche doch noch zu schaffen, wurden nur Sekunden nach dem Wiederanpfiff zerstört. Ter Stegen war auch bei dem abgefälschten Schuss von João Mário chancenlos. Portugals Trainer Rui Jorge schaltete mit der Auswechslung von Cavaleiro zur Pause und Bernardo Silva etwas später schon in den Schonmodus für das Finale. Dennoch reichte es für einen weiteren Treffer gegen eine nun erschreckend hilflose deutsche Mannschaft, bei der der eingewechselte Leonardo Bittencourt auch noch die Gelb-Rote Karte (75.) bekam.

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