Handballnationalteam im Umbruch: Forscher Auftritt der Novizen

Nach dem Olympia-Aus leitet Bundestrainer Martin Heuberger beim 33:22-Sieg gegen Island eine Wende ein. Die Neulinge überzeugen ihn nach der EM-Pleite.

Feierte im Spiel gegen Island seine Premiere im Nationaltrikot: Rechtsaußen Johannes Sellin von den Berliner Füchsen (links). Bild: dpa

MANNHEIM taz | Wie sehr die Dinge im deutschen Handball sich geändert haben, konnte Patrick Groetzki diese Woche am eigenen Leib erfahren. Schließlich verlor er seinen Job. Bislang musste der Rechtsaußen der Rhein-Neckar Löwen bei Treffen der Nationalmannschaft die große Tasche mit den Bällen tragen, diesmal aber war das erstmals anders.

Groetzki hat sofort gewusst, was das zu bedeuten hat; am Mittwochabend, nach dem 33:22-Sieg der deutschen Handballer über Island in der Mannheimer SAP-Arena, tat er es ganz offiziell kund: „Ich bin zwar immer noch jung, aber ich gehöre nicht mehr zu den Neuen.“ Die Zahlen, die das belegen, lauten 22, 38 und 80. Soll heißen: 22 Jahre ist Groetzki immer noch jung, 38 Länderspiele hat er dennoch schon auf dem Buckel, 80 Tore dabei erzielt. Damit ist man alles in allem ein alter Hase.

Die Bälle jedenfalls können fortan andere schleppen. Hendrik Pekeler hat den Job fürs Erste übernommen. Der hünenhafte Kreisläufer des Bergischen HC war freilich nicht der einzige Novize, den Bundestrainer Martin Heuberger gegen Island einsetzte. Auch Rechtsaußen Johannes Sellin von den Berliner Füchsen und Maximilian Holst, der Linke vom TV Großwallstadt, trugen erstmals das Nationaltrikot.

Hinzu gesellten sich in Stefan Kneer, Steffen Weinhold, beide aus dem Rückraum des TV Großwallstadt), Andreas Rojewski (SC Magdeburg) und Torhüter Martin Ziemer (HBW Balingen-Weilstetten) weitere vier Akteure, die bislang keine tragende Rolle im DHB-Team gespielt hatten. Dafür verzichtete Heuberger auf viele etablierte Kräfte.

Das Lob des Bundestrainers

Dass Heuberger „die ein oder andere Baustelle“ bemerkt hatte, liegt in der Natur der Sache. Gerade mit der Abwehrarbeit war er in der ersten Halbzeit (16:13) weniger zufrieden. Dafür hatte er im Angriff „viele gute Dinge“ gesehen“. Vor allem vom forschen Auftritt der drei Novizen im Team zeigte er sich beeindruckt. „Die haben ihre Sache wirklich gut gemacht“, sagte Heuberger.

Auch Steffen Weinhold, den er in der Mitte des Rückraums austestete, lobte der Bundestrainer. „Er hat das gut gestaltet“, sagte Heuberger, eine Feststellung, die ihm viel wert sein dürfte. Gerade auf dieser spielbestimmenden Position bietet ihm die Bundesliga wenig brauchbare Alternativen zu den gesetzten Martin Strobel und dem derzeit verletzten Michael Haaß.

Dabei ist Heuberger bewusst, dass das erste Spiel nach der EM-Pleite und dem damit verbundenen Olympia-Aus nicht zum Gradmesser taugt, schon weil die Isländer ohne sieben Stammspieler angetreten waren. Dass der Ball „anders lief“, wie Heuberger meinte, nämlich „schneller und mit mehr Geduld“, hat ihn indes mit Zufriedenheit erfüllt.

Ziel ist die WM-Quali

Denn was den deutschen Handballern an individueller Klasse und Wucht gerade im Rückraum fehlt, müssen sie übers Spielerische wettmachen. „Wir haben viel probiert und gesehen, dass wir Alternativen haben. Mit denen müssen wir behutsam arbeiten.

Dann können wir hoffentlich in naher Zukunft wieder um Medaillen spielen“, stellte Heuberger fest. Der nächste Schritt: die Qualifikation für die WM nächstes Jahr in Spanien. Zwei Qualifikationsspiele gegen Bosnien-Herzegowina stehen hierfür im Juni an. „Das sollte uns gelingen“, sagt Heuberger schon jetzt.

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