Handy-Recycling: Ein Herz für die Deutsche Telekom

Zu Weihnachten beschenkt die Telekom notleidende Kinder – und damit sich selbst. Denn für die "gute Sache" kriegt die Telekom beste Promotion in "Bild" und ZDF.

Taugt nicht bloß zum Recycling. Bild: imago/imagebroker

BERLIN taz | Für ein prächtiges Geschenk sieht die Pappkiste ziemlich unscheinbar aus. Sie steht in einem Telekomladen, auf ihrer Oberseite ein Loch, gerade groß genug für ein Handy. Die Kiste ist das Herzstück einer wohltätigen Aktion der Deutschen Telekom. Wer hier sein altes Mobiltelefon einwirft, so der Konzern, helfe nicht nur der Umwelt, sondern auch Kindern in Not.

Wer genauer nachfragt, bekommt allerdings den Eindruck, dass der Konzern sich mit der Aktion gehörig selbst beschenkt. Ortstermin in einer Berliner Telekom-Filiale. Ein Kunde fragt nach der Recycling-Aktion, von der er bei "Wetten, dass..?" gehört hat. Der Mitarbeiter zeigt auf die Sammelbox, erzählt von einer Million Euro für bedürftige Kinder. Ob der Kunde dann ein neues Handy brauche? Er wird herzlich eingeladen, sich Apples iPhone doch mal näher anzusehen.

In der "Wetten, dass..?"-Sendung vom 9. Oktober kündigte Moderator Thomas Gottschalk an, gemeinsam mit der Telekom bis Weihnachten eine halbe Million Althandys einsammeln zu wollen.

Die Geräte werden fachgerecht recycelt, pro Handy will der Konzern zwei Euro an die Bild-Stiftung "Ein Herz für Kinder" spenden - mindestens aber eine Million Euro. "Jeder, der sein Alt-Handy abgibt, hilft im doppelten Sinne", erklärte Telekom-Vorstandschef René Obermann via Bild, "nicht nur der Umwelt, sondern auch Kindern in Not."

Neun Millionen Werbeempfänger

Über neun Millionen Zuschauer saßen vor dem Fernseher, als Thomas Gottschalk zum großen Handy-Sammeln aufrief. Gut für die Umwelt, die notleidenden Kinder und natürlich die Telekom, dass der TV-Auftritt zur besten Sendezeit so günstig war: "Es gibt keine Zahlungen der Telekom", bestätigt das ZDF auf Anfrage der taz. "Bei dieser Nummer gibt es nur Gewinner!", steht am 8. Oktober auf Seite eins der Bild-Zeitung. Und zwei Tage später gleich noch einmal. Millionenreichweite zum Nulltarif.

So hilfreich ist Helfen. Bild: screenshot t-online

Die wohltätige Aktion dürfte der Telekom pünktlich zum wichtigen Weihnachtsgeschäft Hunderttausende potenzielle Kunden in die Läden spülen. Die Monate November und Dezember sind für den Einzelhandel laut Handelsverband Deutschland (HDE) enorm wichtig. Für die Unterhaltungselektronik-Branche macht das Weihnachtsgeschäft fast ein Viertel des Jahresumsatzes aus.

Der Sammelaufruf der Telekom also nur ein kluger Werbegag? Allerdings, mein Dominik Lochmann von der baden-württembergischen Recyclingfirma Edelmetall Service GmbH. "Die Telekom will natürlich, dass die Leute in den Laden kommen und gleich ein neues Handy kaufen", sagt Lochmann.

Die Recycling-Aktion habe sicher mit dem Weihnachtsgeschäft zu tun. "Die Unternehmen zahlen sonst viel für Werbung, um die Kunden in ihre Geschäfte zu bekommen. Für wenig Geld erhält die Telekom hier tolle Publicity und macht ein Bombengeschäft."

Am 17. Dezember will die Telekom in einer ZDF-Spendengala mindestens eine Million Euro an "Ein Herz für Kinder" spenden. Es dürfte dem Konzern leichtfallen, die Million auf den Scheck zu schreiben. Hunderttausende potenzielle Kunden und Werbung zum Nulltarif dürften die schlichte Pappkiste für die Telekom zu einem tollen Weihnachtsgeschenk machen.

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