Hannover 96 in der Krise: Wie geht Fußball nochmal?

Nach dem 0:3 in Leverkusen glaubt Hannovers Trainer Thomas Schaaf: „Noch ist unser Ziel erreichbar.“ Bisher zeigt sein Engagement noch keine Wirkung.

Thomas Schaaf steht im Regen.

Thomas Schaaf steht im Regen Foto: dpa

HANNOVER taz | Für die Leverkusener Fans war die Partie gegen Hannover rasch abgehakt. Am nächsten Samstag schaut prominenter Besuch aus dem Süden vorbei, also ertönte aus der Nordkurve schon wenige Sekunden nach dem Schlusspfiff der branchenübliche Vorschlag: „Zieht den Bayern die Lederhosen aus!“

Auch der Anhängerschaft auf der gegenüberliegenden Seite waren Details zum 0:3 ihrer Mannschaft einerlei. Hier widmete man sich dem großen Ganzen, forderte grölend: „Kind muss raus.“ 96-Boss Martin Kind saß da gerade kinnknetend auf der Tribüne und sinnierte, wie die Niedersachsen den drohenden Abstieg noch vermeiden könnten.

Mit der neunten Niederlage hintereinander klebt das Team von Thomas Schaaf unten im Ligakeller fest – während die Konkurrenz munter weiterpunktet. Bis zu den Nichtabstiegsrängen sind es bereits sieben Zähler, was Hannovers porentief nüchternen Übungsleiter aber keineswegs erschüttert.

Zum Rückrundenstart übernahm der 54-jährige Thomas Schaaf den Job an der Leine, verlor die ersten zwei Spiele und sagt nun: „Mir war vollkommen klar, dass das eine mehr als schwierige Aufgabe ist. Es muss alles zusammenpassen, damit man das schafft.“

„Beschissene Situation“

Schaffen will er, die Niedersachsen in der ersten Liga zu halten. „Wir sind in einer ganz beschissenen Situation“, analysierte Torwart Ron-Robert Zieler unverblümt, bekannte zudem die zügig verpuffte Wirkung des Trainerwechsels: „Die Euphorie war am Anfang natürlich deutlich größer.“

Die Pleite an der A1 läutete eine Minute vor der Pause Stefan Kießling ein – jener Angreifer, der im Dezember kurz vor einem Wechsel nach Hannover stand. „Natürlich sind wir froh, dass er bei uns geblieben ist – und er in der Nachbetrachtung auch“, kommentierte Bayer-Coach Roger Schmidt diese Personalie.

Auch Kollege Schaaf hätte gegen die Mitarbeit des schlaksigen Franken nichts einzuwenden gehabt, zusätzlich zu den stürmenden Winterneuzugängen Hugo Almeida und Adam Szalai. Thomas Schaaf war dennoch gewillt, in dieser vertrackten Lage das Positive herauszuarbeiten.

Das war, in der ersten Hälfte, die gute Defensivarbeit, die bei Kießlings Kopfballtreffer jedoch nicht funktionierte. „Es war unglaublich ärgerlich, dass wir durch einen Standard in Rückstand geraten sind“, monierte Mittelfeldspieler André Hoffmann, der wusste: „Es wäre ganz gut gewesen, wenn wir mit einem 0:0 in die Halbzeit gegangen wären.“

„Bin doch kein Hürdenläufer“

So nahm das ungleiche Duell den erwarteten Lauf: Nach knapp einer Stunde traf Hakan Calhanoglu mit einem einzigen Schuss zugleich Latte, Pfosten und Torlinie. Richtig auf die Sprünge half Bayer beim Sprung auf Champions-League-Platz vier schließlich eine umstrittene Strafraumszene: Kießling kreiselte auf Verteidiger Hiroki Sakai zu, lief dann bereitwillig gegen den Oberschenkel des Japaners und stürzte: Elfmeter.

„Den muss man nicht geben“, befand Augenzeuge Hoffmann. Der Tatbeteiligte Kießling dagegen brachte zu seiner Verteidigung vor: „Er lässt das Bein stehen, ich komm nicht durch – und ich bin doch kein Hürdenläufer.“ Sturmpartner Javier Hernandez war’s egal: Bayers mexikanische Torfabrik verwandelte den Strafstoß sicher, traf in der 87. Minute auch zum Endstand.

„Mit dem 3:0 war das Spiel entschieden, aber auch erst dann. Ich glaube, wir haben ein gutes Spiel gemacht, aber das mussten wir gegen diese Hannoveraner auch“, lobte Schmidt den Gegner über Gebühr, während Schlusslicht-Coach Schaaf erkannte: „Wir waren besser als bei der Niederlage gegen Darmstadt, so blöd sich das anhört.“

Blöd vor allem: „Wir haben noch nicht herausgefunden, was wir, wenn wir den Ball haben, damit machen sollen.“ Den nächsten Versuch, richtig Fußball zu spielen, startet sein Ensemble am nächsten Samstag, dann im Heimspiel gegen Mainz.

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