Heiligtum in Tibet: Misstrauen nach dem Tempel-Brand

Am Wochenende hat der Jokhang-Tempel in Lhasa gebrannt. Die Ursache ist unklar. Nun mehren sich die Gerüchte: Verschweigt China etwas?

Mönche entzünden Kerzen

Spiel mit dem Feuer: Mönche im Jokhang-Tempel entzünden Kerzen aus Yakbutter Foto: reuters

PEKING taz | So viel zumindest ist klar: Brandstiftung war es nicht. Auch verletzt wurde bei dem Brand keiner. Und ein Buddha wurde auch nicht beschädigt. Das berichten übereinstimmend sowohl die chinesischen Staatsmedien als auch die tibetische Exilregierung im indischen Dharamsala.

Ansonsten bleiben Ursache und Hintergrund des Feuers im Jokhang-Tempel jedoch unklar. Bei dem Tempel handelt es sich um eine der bedeutendsten Anlagen in Lhasa, der Hauptstadt Tibets. Und weil weder chinesische noch ausländische, geschweige denn tibetische Medien, frei über Vorfälle in Tibet berichten dürfen, ist das Misstrauen vor allem unter Tibetern groß. Verschweigen die chinesischen Behörden etwas?

Das Feuer in dem über 1.300 Jahre alten buddhistischen Jokhang-Tempel im Zentrum Lhasas war am Samstagabend ausgebrochen. Nur wenige Minuten später waren in den chinesischen sozialen Medien Videoaufnahmen zu sehen, die zeigten, wie das Dach von einem der Gebäude lichterloh brannte. Wie Chinas amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, konnte das Feuer „schnell gelöscht“ und ein Übergreifen auf andere Gebäude verhindert werden. Braundursache und Ausmaß der Schäden wurden aber nicht genannt.

Bis die Ursache des Feuers genannt wird, könne er keine Bewertung abgeben, sagt Karma Gelek Yuthok, Kultur- und Religionsminister der tibetischen Exilregierung. Es sei jedoch beunruhigend zu erfahren, dass ein solch tragischer Unfall sich ausgerechnet im Jokhang-Tempel abspielt, einer der heiligsten Stätten in Tibet .

Tempel war Ausgangspunkt von Protesten

Der Jokhang-Tempel ist UNESCO-Weltkulturerbe und wurde im siebten Jahrhundert erbaut. Er gehört zu den bedeutendsten Pilgerstätten der tibetischen Buddhisten. Seidem China 1950 in Tibet einmarschiert ist und es besetzt hält, ist es immer wieder zu Protesten der Tibeter gegen die Besatzer gekommen. Der Jokhang-Tempel war mehrfach Ausgangspunkt dieser Proteste. Der chinesischen Staats- und Parteiführung sind diese Proteste ein Dorn im Auge. Deshalb gehört die Anlage im Zentrum Lhasas zu den am schärfsten bewachten Gebäuden der Stadt.

Vor diesem Hintergrund mehren sich in Chinas sozialen Medien die Stimmen derer, die sich wundern, warum die genaue Ursache des Brandes nicht genannt worden ist. Viele vermuten, die chinesischen Behörden würden etwas vertuschen. Ausführliche Berichte über den Brand gab es in den chinesischen Staatsmedien keine, allzu kritische Einträge waren nach nur wenigen Minuten im Internet nicht mehr zu finden. Das legt den Verdacht nahe, dass die Zensur mal wieder zugeschlagen hat.

Fakt ist jedoch auch, dass viele der alten tibetischen Anlagen den aktuellen Brandschutzbestimmungen nicht standhalten. Die Altäre und Statuen sind oft aus Holz, die heiligen Räume mit Tüchern und Teppichen behangen. Überall brennen Kerzen, die Mönche und Nonnen aus Yakbutter geformt haben.

Chinas Regierung verbietet es westlichen Journalisten seit nunmehr fast zehn Jahren, auf eigene Faust nach Tibet zu reisen. Gesicherte Informationen sind deswegen kaum zu bekommen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.