Hohe Zinsen bei Dispo-Krediten: Der überzogene Zins

Ist das Konto im Minus, wird es teuer. Denn die Banken kassieren beim Dispo immer noch deutlich mehr, als nötig wäre.

Luftballon mit Sparkassenlogo im Himmel

17 Prozent der KundInnen überziehen ihr Konto regelmäßig und nehmen die hohen Zinsen dafür in Kauf. Foto: dpa

BERLIN taz | Die Zinsen für Dispokredite sinken zwar leicht, doch die Banken finden andere Geschäftsmodelle – an denen sie teilweise sogar besser verdienen können. Das ist das Fazit einer Untersuchung der Zeitschrift Finanztest von der Stiftung Warentest. „Im Schnitt zahlen Kunden immer noch Dispozinsen im zweistelligen Bereich“, kritisiert Hubertus Primus, Vorstand der Stiftung. Angesichts dessen, dass sich Banken ihr Geld bei der Europäischen Zentralbank derzeit fast kostenlos leihen könnten, sei das „eindeutig zu hoch.“

Laut Verbraucherschutzministerium gab es 2013 knapp 100 Millionen Girokonten in Deutschland – drei Viertel davon mit Dispo. Laut einer Umfrage der IngDiba vom Jahresanfang überziehen 17 Prozent der Verbraucher ihr Konto regelmäßig, 26 Prozent zumindest ein paarmal im Jahr. Für die Banken ist der Dispo ein lohnendes Geschäft: Jeder Prozentpunkt mehr bringt ihnen laut Primus 345 Millionen Euro jährlich an Einnahmen.

Für die aktuelle Studie untersuchten die Tester 1.472 Banken. Das Ergebnis: Der durchschnittliche Dispozins liegt bei 10,25 Prozent und damit 0,4 Prozentpunkte niedriger als im Vorjahr. Den höchsten Satz verlangt demnach die Raiffeisenbank Trostberg-Traunreut mit je nach Konto 7,5 bis 16 Prozent. Am niedrigsten liege wie im vergangenen Jahr die Deutsche Skatbank mit 4,49 Prozent.

Doch nur auf den Dispozins zu achten, wollen die Tester nicht empfehlen. „Zahlreiche Banken haben mittlerweile sogenannte Premium- oder Exklusivkonten eingeführt“, sagt Projektleiterin Stephanie Pallasch. Der Dispozins ist dann niedriger als sonst bei der Bank üblich. Dafür gibt es hohe Kontoführungsgebühren – bis zu 25 Euro im Monat.

Ein weiteres Problem sieht Pallasch in einer mangelnden Transparenz. So habe weniger als ein Drittel der untersuchten Institute auf die schriftliche Anfrage nach den Dispozinssätzen reagiert. Auch im Internet hat längst nicht jedes seine Dispokonditionen veröffentlicht, nicht einmal in jeder Filiale gibt es einen Aushang.

Vor allem bei den Volksbanken ist es laut Pallasch für Kunden schwierig, die Informationen zu bekommen. Eine Sprecherin des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken betonte, dass man den einzelnen Volksbanken seit 2013 empfehle, die Zinssätze auf der eigenen Webseite zu veröffentlichen – die Entscheidung liege aber letztlich bei jeder Filiale.

Verbraucherschutzminister Heiko Maas (SPD) hat angekündigt, das ändern zu wollen – und dafür einen Gesetzentwurf vorgelegt. Der soll unter anderem dazu führen, dass alle Geldinstitute die Konditionen für ihre Dispozinsen gut auffindbar auf ihrer Webseite angeben. Wenn nicht, können sie von Konkurrenten oder Verbraucherverbänden abgemahnt werden.

Ab Herbst 2016 soll es eine weitere Erleichterung für Verbraucher geben: Auf Basis einer EU-Richtlinie, die dann in deutsches Recht umgesetzt sein soll, müssen sich die Banken kümmern, wenn Verbraucher ihre Bank wechseln wollen – und beispielsweise Daueraufträge und Lastschriften auf Wunsch übertragen und Dritte, wie den Arbeitgeber, über den Wechsel informieren. Momentan ist ein Kontowechsel noch die Ausnahme: Laut dem Bundesverband der Verbraucherzentralen hat weniger als jeder fünfte Verbraucher seinen Anbieter kostenbedingt gewechselt.

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