IFA in Berlin: 3D, HDTV und recht viel Gähn

Die 49. Internationale Funkausstellung endet - und zeigte sich als Krisenkind. Neben noch flacheren LCDs und verspätetem hochauflösenden Fernsehen lockten Hausgeräte.

Viele bunte Staubsauger auf der IFA. Bild: dpa

Es gab eine Zeit, da war die IFA ganz, ganz groß. 1991 zum Beispiel, als mehr als 500.000 Besucher das Berliner Messegelände stürmten, um sich über die neuesten Hifi- und Fernseh-Trends zu informieren. In diesem Jahr dürften die Veranstalter froh sein, wenn die Internationale Funkausstellung, deren 49. Auflage am Mittwoch offiziell zu Ende geht, 200.000 Interessierte angelockt hat.

Das inzwischen aus unerfindlichen Gründen wieder jährliche Messeformat zieht nicht mehr genügend Unterhaltungselektronikhersteller an, die sich insbesondere in der Krise fragen dürften, ob es noch derartiger Großveranstaltungen bedarf, wo sich die Kundschaft doch heute vor allem sowieso direkt im Internet informiert. Kein Wunder deshalb, dass die Berliner Messe inzwischen ihre Fühler in andere, angrenzende Segmente ausgestreckt hat und seit 2008 nun beispielsweise auch Haushalts- und Küchengeräte in die Hallen hineinlässt.

Flachbildschirm und Blu-Ray-Zuspieler treffen auf Staubsauger und Trockner - wenn man den Veranstaltern glaubt, passt das zusammen, weil ja inzwischen schließlich irgendwie alles digital vernetzt ist. Für den Besucher wirkt die Strategie eher verwirrend. Überhaupt, der Besucher: Dem blieb besonders in den letzten Messetagen kaum etwas erspart. Durch das S-Bahn-Chaos in der Hauptstadt gelangte man nur auf Umwegen zum Berliner Funkturm.

Einmal angekommen, gab es an den großen Ständen dann aber doch einiges an Getümmel; größere Freiflächen, auf denen sich gastronomische Betriebe wie zur Grünen Woche präsentierten, ließen sich so gnädig ignorieren. Die Haupttrends der diesjährigen IFA waren dennoch schnell abgehakt: Hochauflösendes Fernsehen (HDTV), 3D im Wohnzimmer, Vernetzung aller Geräte untereinander und eine kleine Prise grüne Energieeffizienz. Dazu gab es jede Menge Kleinkram vom Navi bis zum Blu-ray-Spieler und hier und da neue Handys.

Wem nun ein leichtes Gähnen kommt, liegt nicht falsch: So wird HDTV seit mehreren Jahren regelmäßig als Trendthema verkauft - und dass die LCD-Fernseher noch flacher und schärfer werden, lockt den Kunden nicht extra nach Berlin. Gut beim hochauflösenden Fernsehen war aber, dass die diesjährige IFA den Startschuss zum seit langen Jahren erwarteten Regelbetrieb lieferte.

So werde ARD und ZDF zur Olympiade in Vancouver unverschlüsselt in HDTV verfügbar sein, entsprechender 100-Euro-Dekoder samt Kabel oder Satellit vorausgesetzt. Die Privaten setzen dagegen auf einen eigenen Standard namens HD+ und gängeln den Nutzer: Der soll nach dem zweiten Empfangsjahr eine kleine Gebühr bezahlen und beispielsweise bei Festplattenrekordern Werbung nicht mehr vorspielen dürfen. (Der technische Rückschritt soll Umsätze garantieren helfen.)

Im 3D-Bereich gab es auf der diesjährigen IFA einige sehenswerte Vorführungen. So bastelt die Branche einerseits an Geräten, die dank so genannter Shutter-Brillen greifbare Bilder aus den Bereichen Film und Computerspiele liefern. So konnte man etwa am dramatisch verdunkelten Sony-Stand das Game "Little Big Planet" mit 3D-Effekt begutachten - noch flimmert es ein wenig. Der Trend geht aber noch weiter: Auf der Messe sah man diesmal auch räumliche Bildschirme, für die man eben keine blöden Brillen braucht.

Die allgemeine Vernetzung war ein weiteres wichtiges Thema der 49. IFA. Die Hersteller wünschen sich eine Welt, in der alle Geräte miteinander reden. So präsentierte Telefunken ein System, mit dem man per iPhone sein Haus steuern konnte. Das funktioniert aber nur, wenn Anbieter auf gleiche Standards setzen, was sie leider nur vereinzelt tun.

Ein wenig grün war es auf der diesjährigen Funkausstellung auch: Überall betonten Hersteller, dass ihre Gerätschaften weniger verbrauchen als noch im Jahr zuvor. Das oftmals der leidige Stand-by-Betrieb, der nur für die Bequemlichkeit des Einschaltens per Fernbedienung jede Menge Strom frisst, immer noch in den meisten Komponenten sitzt, erzählt man dagegen ungern. Vielleicht tut es ja demnächst eine EU-Regelung, die nach dem Glühbirnenverbot auf dem Tisch liegt.

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