„Insektensommer“ des NABU: What's App, Insektenwelt?

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) fordert dazu auf, Insekten zu melden. Helfen soll eine neue App zur Insektenbestimmung.

Ein Tagfalter Admiral sitzt auf einer Sonnenblume

Mit militärischen Ehren und trotzdem schutzbedürftig: ein Admiral Foto: dpa

BERLIN taz | Steinhummel, Lederwanze oder Admiral – was fliegt und krabbelt durch Park oder Garten? Der Naturschutzbund (Nabu) ruft dazu auf, genau hinzuschauen und zu zählen. Am Freitag, den 1. Juni, startet die Aktion „Insektensommer“, bei der Freiwillige Insekten in ihrer Umgebung bestimmen und zählen sollen. Dabei hilft eine App.

Seit im vergangenen Oktober eine Studie der Universität Krefeld gezeigt hat, dass die Biomasse der Fluginsekten sich seit 1989 mancherorts um bis zu drei Viertel reduziert hat, ist das Thema Insektensterben in den Schlagzeilen. „Die Situation ist wirklich sehr dramatisch“, sagte Nabu-Projektleiterin Daniela Franzisi der taz.

Mit dem „Insektensommer“ will der Nabu nun Daten sammeln, um ein möglichst genaues Bild vom Zustand der Insektenwelt zu bekommen. Besonders ist, dass die Aktion komplett von interessierten Freiwilligen durchgeführt werden soll. Bei der sogenannten Citizen ­Science ist jede*r aufgefordert mitzuforschen.

Die Teil­nehmer*innen sollen an einem festgelegten Ort innerhalb einer Stunde alle Insekten registrieren, die sie fotografieren können. Es gibt zwei Beobachtungszeiträume: Anfang Juni und Anfang August. Die Daten werden elektronisch über ein Onlineformular auf der Nabu-Homepage gesammelt oder mit Hilfe einer zu diesem Zweck programmierten App.

Insektenbestimmung per Fotoabgleich

„Die App ist auch für jeden interessant, der außerhalb der Zeiträume Insekten beobachtet“, sagte Franzisi. Nutzer*innen können mit ihren Smartphones Fotos von Insekten machen, die von der App per Fotoabgleich bestimmt werden. Zwar seien in der App nur 120 der 33.000 in Deutschland vorkommenden Arten hinterlegt, die Insektendatenbank solle jedoch in Zukunft erweitert werden. So erhofft sich der Nabu vom nächsten „Insektensommer“ noch umfassendere Daten.

„Das ist ein wichtiges Projekt“, sagte Biodiversitätsforscher Christian Wirth der taz. So könne man Trends feststellen. Weil die Daten jedoch oft schwer vergleichbar sind, könne die Citizen Science wissenschaftliche Monitoring-Programme nicht gänzlich ersetzen. „Um herauszufiltern, welche Daten gut sind, ist intelligente Software nötig.“ Hier müssten Informatiker*innen und Biolog*innen eng zusammenarbeiten.

Abgesehen davon: Politisch umstritten sei vor allem, wer für das Insektensterben verantwortlich ist. Letzteres sei mithilfe des Nabu-Projektes voraussichtlich nicht zu klären. Darum könne sich die Politik weiterhin gegenüber effektiven Maßnahmen gegen das Insektensterben sperren.

Die Politik soll handeln

Franzisi sieht aber erste positive Entwicklungen: „Zum Beispiel war das EU-Verbot von Neo­nics (Anmerkung: gefährliche Pestizide) ein Schritt in die richtige Richtung.“ Allerdings dürfe sich nicht nur um die Bienen gekümmert werden. Es brauche einen allgemeinen Insektenschutzfonds, und in der Landwirtschaft müsse der Pestizid- und Insektizideinsatz weiter verringert werden.

Um die Wissensbasis für den Insektenschutz zu verbessern, fordert deshalb auch der Nabu ein professionelles bundesweites Bio­diversitätsmonitoring. Das könnte allerdings in frühestens 10 Jahren erste Ergebnisse liefern. Bis dahin bleibt nur die Citizen ­Science des Naturschutzbunds.

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