Integration: Kein islamisches Kauf-Paradies

In Harburg steht das geplante Kaufhaus für Muslime vor dem Aus. Der Mietvertrag ist ungültig. Zudem vermutet der Verfassungsschutz salafistisches Umfeld.

Scheitert an ungültigem Mietvertrag: das geplante muslimische Einkaufszentrum in Harburg. Bild: Henning Scholz

Das Kaufhaus war nur für muslimische Geschäfte geplant und hat damit in der Vergangenheit für Aufruhr gesorgt (taz berichtete). Unter dem Namen „Firdaus“, im Islam die Mitte des Paradieses, wollte die tunesische Geschäftsfrau Noura Abdi das Center eröffnen. Nun steht das umstrittene Projekt am Krummholzberg 9 vor dem Aus – der Mietvertrag ist nicht rechtskräftig.

Unterschrieben wurde er von der Geschäftsfrau und Gerhard Adamofski, der ein Nutzungsrecht, ein sogenanntes Nießbrauchsrecht, an dem Grundstück besitzt. Eigentümer ist sein Sohn, der Immobilienmakler Wolfgang Adamofski, der im Fall einer Vermietung dem Vertrag zustimmen muss. Von dem Vertragsabschluss will er aber nichts gewusst haben. „Mein Vater hatte keine Vollmacht, um mich zu vertreten“, sagt er. Die Ungereimtheiten seien ihm erst aufgefallen, als Frau Abdi Umbauarbeiten am Mietobjekt vornehmen wollte. Dazu bedürfe es einer Genehmigung und einer Einwilligung des Vermieters. Am Montag hat er Abdi mitgeteilt, dass er den Vertrag nicht genehmigen wird. „Ich hätte nichts davon, dem Vertrag zuzustimmen“, sagt er. Denn die Miete würde sein Vater bekommen.

Adamofski fühlt sich getäuscht. Die Immobilienfirma Haferkamp in Hamburg soll das Objekt ohne sein Wissen vermietet haben. Sein Vater Gerhard Adamofski bestätigt, dass er die Firma beauftragt hat. Den Mietvertrag habe er aber im guten Glauben, rechtmäßig zu handeln, abgeschlossen. Die Immobilienfirma wollte sich dazu nicht äußern. Auch Noura Abdi war für die taz nicht zu erreichen.

Für die Zukunft ihres muslimischen Kaufhauses sieht es unterdessen nicht gut aus. Wolfgang Adamofski will sich zu den Gründen, weshalb er den Mietvertrag nicht unterzeichnet, nicht ausführlicher äußern. Er befürchtet, dass eventuelle Äußerungen später „gegen ihn verwendet“ würden.

Das Projekt bleibt weiterhin umstritten – der Verfassungsschutz in Hamburg ermittelt gegen Abdi und ihr Umfeld. „Es besteht ein erster Verdacht, dass es sich um Salafisten handelt“, sagt Pressesprecher Marco Haase. Sie seien strenggläubige Muslime, die sich strikt an die Regeln der Scharia hielten und von Menschen gemachte Gesetze oder irdische Gerichte ablehnten. Abdi betreibt bereits ein Geschäft für streng muslimische Bekleidung. Auf ihrer Facebook-Seite „Mumin-Shop“ läuft zurzeit eine Abstimmung über die Gründung des Kaufhauses – mit geringer, aber positiver Resonanz.

Sonst findet das Center wenig Zuspruch: „Ich halte nichts von einem muslimischen Einkaufszentrum“, sagt Kazim Abaci, Sprecher für Integration der SPD. Das Kaufhaus würde die Segregation in Harburg vorrantreiben und zu mehr Vorurteilen gegenüber Muslimen führen.

Mustafa Yoldas, der Vorsitzende der Schura, Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg, sieht das ähnlich: „Ich kann gut verstehen, wenn sich Nicht-Muslime ausgeschlossen fühlen.“ Auch er würde sich diskriminiert fühlen, wenn er als Kunde aufgrund seiner Religion ausgeschlossen würde. Das sei „unislamisch“ und der Integration „nicht förderlich“, so Yoldas.

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