Internetarchiv bietet Dateien per Torrent an: Filme kostenlos aus dem Netz saugen

Filesharing wird oft mit illegalen Kopien gleichgesetzt. Das „Internet Archive“ zeigt nun, dass das falsch ist. Es bietet über eine Million Filme, Bücher und Musiktitel per Bittorrent an.

Das Tröpfeln der Daten beim klassischen Download hat ein Ende. Bild: dpa

Der Film „Plan 9 from Outer Space“, Live-Mitschnitte der Konzerte von „The Grateful Dead“, tausende kostenlose Audiobücher, Filme und Fernsehsendungen – das Internet Archive ist eine Fundgrube für kulturelle Inhalte.

Seit 1996 sammelt die Stiftung um ihren Gründer in San Francisco alle möglichen digitalen Inhalte und stellt sie der Allgemeinheit zur Verfügung – kostenlos und werbefrei. In Zeiten, in denen jedermann versucht, mit „big data“ Geld zu machen, ist die Plattform eine absolute Ausnahme. Das bekannteste Angebot ist dabei die „Wayback Machine“, die so viele Webseiten wie möglich archiviert.

Ein Nachteil des Internet Archives: Wer hier einen Film herunterladen will, brauchte bisher viel Geduld. Anders als Konzerne wie Google oder Facebook kann sich die Stiftung nicht leisten, auf die Dienste eines riesigen „Content Delivery Networks“ zu setzen, das seine Server weltweit verteilt und die Daten immer nahe am Kunden deponiert, um sie möglichst schnell auf den Bildschirm zu bringen. Stattdessen tröpfeln die Daten eher – einen Film gar zu streamen kommt nicht in Frage.

Noch mehr legale Filme! Die Videoplattform Youtube hat seit einigen Tagen auch in Deutschland die Funktion http://www.youtube.com/movies freigeschaltet. Hier kann man Kinofilme anschauen, vor allem Klassiker stehen zur Auswahl.

Das soll nun der Vergangenheit angehören. Denn ab sofort stellt das Internet Archive seine Dateien nicht nur zum klassischen Download bereit, sondern stellt auch über 1,3 Millionen Dateien als Torrentdateien bereit. Das Bittorrent-Protokoll ist eine Peer-to-Peer-Technologie. Das heißt: Statt Dateien nur über einen zentralen Server zu verbreiten, reicht jeder Anwender bereits heruntergeladenen Daten automatisch an andere Downloader weiter.

Das spart nicht nur Kosten für Bandbreite und Server, sondern beschleunigt den Download beträchtlich. Statt nur mit 40 oder 50 Kilobyte pro Sekunde kann der Interessent dann so schnell herunterladen, wie es seine Datenverbindung erlaubt. Voraussetzung ist allerdings, dass auch andere die gleiche Datei herunterladen.

Filesharing-Seiten Einhalt gebieten

Bittorrent ist in Verruf geraten, weil viele Angebote mit rechtlich zweifelhaftem Charakter auf diese Technik setzen. Bekanntestes Beispiel ist die Plattform „The Pirate Bay“, die nach und nach von Providern in mehreren Ländern blockiert werden musste, da Gerichte der Filesharing-Seite sonst kein Einhalten gebieten konnten. Gleichzeitig beschweren sich Provider über die gewaltigen Lasten, die ihnen Peer-to-peer-Verkehr verursacht.

Statt Daten von einem zentralen Server zu einem Kunden zu bringen, müssen sie bei Bittorrent die Daten hin- und her-transportieren. So drosselt der Provider Kabel Deutschland neuerdings die Datenverbindungen beträchtlich, wenn der Kunde an einem Tag mehr als 10 Gigabyte Daten von Filesharing-Netzwerken oder One-Click-Hostern bezogen hat, die ebenfalls wegen vieler illegaler Angebote unter juristischem Dauerfeuer stehen.

Doch gerade für legale Zwecke ist Bittorrent besonders geeignet. So stellte der Berliner Podcaster Tim Pritlove schon vor zwei Jahren fest, dass die große Nachfrage nach seinen Sendungen seinen Server regelmäßig überlastete. Kurzerhand stellte er die Dateien parallel auch via Peer-to-Peer bereit, und schaffte es so zumindest, seinen Server ein wenig zu entlasten. Zusammen mit anderen Podcastern und Programmierern gründete er die Initiative Podlove, die den Podcastern ihre Arbeit erleichtern und das Anhören der Internet-Sendungen attraktiver machen soll. Ein Projekt ist die Plattform Bitlove, die Podcasts per Bittorrent verteilt.

Apple verbietet die Technologie

„Die Technik klappt schon hervorragend“, sagt Pritlove im Gespräch mit taz.de. „Aber es ist noch eine Illusion, dass Bittorrent den klassischen Download ablösen kann.“ Denn noch unterstützen Podcast-Programme das Bittorrent-Protokoll nicht. Ausnahme ist das von der Participatory Culture Foundation herausgegebene Programm Miro.

Für den schnellen Podcast-Konsum unterwegs ist es jedoch weniger geeignet: Die Software läuft bisher nur auf PCs, der Nutzer muss die Dateien nochmal separat auf seinen MP3-Player oder das Smartphone kopieren. Dass Bittorrent bespielsweise auch den auf iPhone oder iPad laufen wird, ist jedoch vorerst nicht zu erwarten. Apple lässt die Filesharing-Technologie gar nicht erst in den App Store. Ob sich das mit zunehmendem legalen Einsatz ändert, ist zu bezweifeln.

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