Justizkrimi um Amanda Knox in Italien: Endgültig frei

Vier Jahre verbrachten sie in italienischen Gefängnissen, nun sind Amanda Knox und Raffaele Sollecito endgültig freigesprochen worden. Das Rätsel um den Mord bleibt.

Amanda Knox vor ihrem Haus in Seattle, USA. Bild: reuters

ROM/SEATTLE dpa | Die US-Amerikanerin Amanda Knox und ihr Ex-Freund Raffaele Sollecito haben erleichtert auf ihre endgültigen Freisprüche reagiert. „Ich bin ungemein erleichtert über und dankbar für die Entscheidung des Obersten Gerichtes in Italien“, heißt es in einer Erklärung der 27 Jahre alten Knox, nachdem das Kassationsgericht in Rom sie und Sollecito in letzter Instanz endgültig vom Vorwurf des Mordes an der britischen Studentin Meredith Kercher freigesprochen hatte. „Endlich kann ich mein Leben weiterleben“, sagte Sollecito. In der Presse war Knox der „Engel mit den Eisaugen“ genannt worden und Spekulationen um den Tathergang rissen nie ab.

Vor ihrem Elternhaus in Seattle erklärte Knox am Freitagabend (Ortszeit), sie sei „unglaublich dankbar“ für die Gerechtigkeit, die ihr zuteilgeworden sei. Sie sei dankbar dafür, dass sie ihr Leben zurückbekommen habe. Mit tränenerstickter Stimme äußerte sich Knox auch zu der ermordeten Kercher. „Meredith war meine Freundin“, sagte Knox. Sie hätte so viel in diesem Leben verdient, fügte Knox hinzu.

Bei Knox' Auftritt vor dem Elternhaus in Begleitung ihrer Familie ergriff auch ihre Mutter das Wort. „Wir sind so dankbar, dass nun endlich alles richtig ist“, sagte Knox' Mutter.

Das Gericht hatte am späten Freitagabend einen mehr als sieben Jahre dauernden Justizkrimi beendet. Es kippte die Verurteilung zu langen Haftstrafen aus voriger Instanz und zog einen Schlussstrich unter das jahrelange Hin und Her vor italienischen Gerichten. Kercher war im November 2007 vergewaltigt und ermordet worden, seitdem hatte es drei Prozesse und fünf Urteile gegen Knox und Sollecito gegeben.

„Amanda ist glücklich“

„Amanda ist glücklich, wir werden Haftentschädigung fordern“, sagte Knox' Anwalt Carlo Dalla Vedova. Seine Mandantin wurde zwar zu einer Strafe von drei Jahren wegen Verleumdung eines Kneipenbesitzers nach der Tat verurteilt, hat jedoch bereits vier Jahre in italienischen Gefängnissen verbracht.

Das Wissen um ihre Unschuld habe ihr „Stärke in den düstersten Zeiten dieser Tortur“ gegeben, erklärte Knox. Ihre Familie und Freunde, aber auch Fremde hätten ihr große Unterstützung gewährt. Knox war 2011 in ihre Heimatstadt Seattle in den USA zurückgekehrt. Sie arbeitet als Reporterin für eine Zeitung und will den gleichaltrigen Musiker Colin Sutherland heiraten.

Sollecito, der nach seiner Verurteilung zu 25 Jahren Haft 2014 sogar seinen Pass abgeben musste, erklärte: „Endlich muss ich mir keine Sorgen um Gerichtsakten mehr machen und kann zur Normalität zurückkehren.“ Sein Vater Francesco sagte unter Tränen: „Ab morgen beginnt wieder unser Leben. Mein Sohn kann an seine Zukunft denken.“

Die Angehörigen des Opfers Meredith Kercher reagierten schockiert auf den Freispruch. „Es ist eine Wahrheit, die schwer zu verdauen ist für die Familie, für uns Verteidiger und für Richter, die zuvor die Verurteilungen ausgesprochen haben“, sagte Anwalt Francesco Maresca, der mit Merediths Schwester Stephanie Kercher telefonierte. Sie sei sehr „bestürzt“ gewesen. Merediths Mutter Arline Kercher sagte der Nachrichtenagentur PA, sie sei „überrascht und sehr schockiert.“

Nach dem Freispruch für Knox und Sollecito bleibt der Ivorerer Rudy Guede der einzige, der wegen des Mordes rechtskräftig verurteilt ist. Er war nach der Tat in Deutschland festgenommen und später in Italien zu 16 Jahren Haft wegen Beihilfe zum Mord verurteilt worden.

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