Kinderbauernhof Kreuzberg: Görli-Pute geklaut

Der Görlitzer Park sorgte schon für viele Überraschungen. Jetzt ist eine Pute vom Kinderbauernhof geklaut worden. Polizei hilft Kindern beim Suchen.

Da lebte sie noch: Puti im Kinderbauernhof Görlitzer Park Foto: plu

Zugegeben, eine Schönheit war „Puti“ nicht. Kleiner Kopf, voluminöser Körper, riesige Füße. Aber im Kinderbauernhof Görlitzer Park war die weißgefiederte Pute ein Star. Vielleicht auch deshalb, weil sie nach ihrer Ankunft von einer Gefügelfarm zunächst Einzelgängerin war. Ihre Bemühungen, sich den Enten anzuschließen, scheiterten daran, dass sie es – trotz wiederholter Versuche – nicht schaffte, schwimmen zu lernen.

Der erste Verdacht war demzufolge auch, dass Puti im Ententeich ertrunken ist, als sie am Sonntag gegen 13 Uhr spurlos vom Kinderbauernhof verschwand. Die Kinder hatten das Gehege offen gelassen, um Futter zu holen. Bei ihrer Rückkehr war Puti weg. Der gesamte Hof, zu der Zeit sehr gut besucht, wurde abgesucht. Tags zuvor hatten Männer versucht, ein Huhn zu klauen. Besucher sahen, wie sie eine Jacke über das Tier warfen. Federvieh erstarrt, wenn es nichts sieht. Das Huhn konnte den Dieben abgenommen werden.

Und nun die Pute. Für die Hofbelegschaft steht fest: Puti ist im Kochtopf gelandet. Wer das tut? „Wir haben da unsere Vermutungen“, sagt eine Mitarbeiterin. Beweisen könne man aber nichts, darum nur so viel: „Die Dealer waren es nicht.“ Den ganzen Park hätten die Kinder am Sonntag nach Puti abgesucht. „Das war eine Jagd wie bei Emil und den Detektiven.“ Sogar zwei Streifenwagen der Polizei hätten mitgeholfen. Zuerst hätten sich die Beamten verarscht gefühlt, als sie die Geschichte von den Kindern hörten. Aber dann hätten sich die Polizisten wirklich engagiert. Am Dienstag seien sie sogar noch mal im Hof vorbeigekommen, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen.

Nicht mal weiße Federn sind aufgetaucht. Es sei das erste Mal, dass mitten am Tag ein Tier vom Hof geklaut wurde, sagt die Mitarbeiterin. Nachts seien die Hühner, Ziegen, Enten und Esel natürlich immer unter Verschluss. „Sonst wären hier keine Tiere mehr.“

Puti wurde eineinhalb Jahre alt. In ihrem kurzen Leben hatte sie drei Männer. Der erste kam mit ihr von der Geflügelfarm, starb aber schon auf dem Transport. Der zweite war das Geschenk eines SPD-Bezirkspolitikers. Weil gerade Bundestagswahlkampf war, taufte ihn der Spender in Anlehnung an den SPD-Spitzenkandidaten „Martin“. Aber Martin hatte keine Chance. Ein verliebtes Perlhuhnmännchen hatte die doppelt so große Pute für sich okkupiert und wich ihr nicht von der Seite.

Von Martin ist überliefert, dass er eines Morgens aus dem Stall trat und tot umfiel. Das Perlhuhnmännchen, heißt es, habe inzwischen aufgehört, nach Puti zu schreien, und sei in tiefe Depressionen gefallen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.