Kinderfarm in Berlin: Das Leben ist kein Ponyhof

Die Weddinger Kinderfarm soll geräumt werden. „Farmer“ des Kinder- und Jugendprojekts wehren sich und drohen mit Besetzung des Geländes.

Fröhliches Schweineleben auf einem Bauernhof. Schweine, Ponys und Enten gibt es auf der Kinderfarm. Foto: dpa

„Zeit für Solidarität“ steht auf dem Transparent am Eingang der Weddinger Kinderfarm an der Luxemburger Straße. Seit 33 Jahren besteht der Ponyhof, den täglich Dutzende Kinder besuchen. Am kommenden Montag soll er nun aber geräumt werden.

Die für Jugendarbeit zuständige Bezirksstadträtin von Mitte, Sabine Smentek (SPD), hat erklärt, dass der Bezirk seine Rechtsposition in diesem Fall durchsetzen will. „Leider ist es im vergangenen Jahr zu erheblichen Störungen in der Zusammenarbeit mit dem Träger gekommen, die eine weitere Zusammenarbeit nicht möglich machen“, schreibt die Politikerin über die Kinderfarm.

Sie spricht vom Fehlen oder den verspäteten Einreichen von Nachweisen über die Verwendung von vom Jugendamt bewilligten Mitteln. Der Sozialpädagoge Siegfried Kühlbauer, der seit 1988 auf der Kinderfarm arbeitet, sieht in der Kündigung eine Retourkutsche für seine Kritik am Mangel an Unterstützung der Jugendarbeit durch Berlin und den Bezirk.

Im Mai 2012 hat er den Arbeitskreis Kinder- und Jugendarbeit im Berliner Bezirk der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mitbegründet. Dieser gibt regelmäßig eine Flugschrift mit dem Titel „Protestschrei“ he­raus, in der den PolitikerInnen vorgeworfen wird, dass sie mit ihrer Kürzungspolitik gegen Gesetze verstoßen würden.

„Laut Gesetz stehen zehn Prozent der Gesamtjugendhilfe für Jugendarbeit zur Verfügung. Die Weddinger bekamen in den letzten Jahren statt der ihnen zustehenden 202.000 Euro lediglich 159.000 Euro“, so Kühlbauer. Für seine klaren Worte ist Kühlbauer bei den NutzerInnen der Kinderfarm beliebt. Diese hoffen, dass das Berliner Kammergericht am Freitag mit einer einstweiligen Verfügung die angedrohte ­Räumung in letzter Minute stoppt. Für den Fall, dass das letzte juristische Mittel versagt, schließ Kühlbauer eine ­Besetzung des Geländes nicht aus.

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