Kirche in China gespalten: Chinas KP trotzt dem Papst

Die von der KP kontrollierte "patriotische" Kirche in China beendet die Kooperation mit der vatikantreuer "Untergrundkirche". Die Gemeinde der Gläubigen ist gespalten.

Schwierige Situation: Bischof Aloysius Jin in Shanghai. Bild: dpa

PEKING taz | Schwierige Zeiten für Chinas Katholiken: Vertreter der "patriotischen" Kirche haben gestern in Peking eine neue Führung bestimmt - gegen den Willen des Papstes. An der Spitze der chinesischen Bischofskonferenz steht nun der 45-jährige Joseph Ma Yinglin. Den Vorsitz der "Patriotischen Katholischen Vereinigung Chinas", wie die Kirche offiziell heißt, übernimmt der 57-jährige Bischof Johan Fang Xingyao. Beide waren die einzigen Kandidaten und wurden, wie die katholische Agentur Ucan meldete, in offener Abstimmung ohne Gegenstimmen gewählt.

Der Vatikan hatte zum Boykott des Treffens aufgerufen. Er erkennt die "patriotische" Kirche nicht an, weil sie von der Kommunistischen Partei kontrolliert wird. Trotzdem waren 313 Delegierte, darunter 45 Bischöfe, 158 Priester, 23 Nonnen und 87 Laien aus ganz China nach Peking gereist - einige von ihnen unter Druck der Regierung, wie vatikannahe Medien berichteten.

In China leben rund 12 Millionen Katholiken. Sie sind zwischen der offiziellen und der Untergrundkirche gespalten, seitdem die Regierung 1951 alle ausländischen Missionare und Ordensleute aus dem Land geworfen und 1957 die vom Vatikan unabhängige "Patriotische" Kirche gegründet hatte.

Die Angehörigen der sogenannten Untergrundkirche wollen sich der Oberherrschaft der KP nicht beugen und erkennen als höchste Instanz nur den Vatikan an. In den vergangenen Jahren hatte sich aber das Verhältnis zwischen Peking und Rom etwas entspannt, vielerorts arbeiten "patriotische" und "Untergrundkatholiken" in den Gemeinden zusammen.

Ihre Situation ist kompliziert, da sie immer wieder zwischen den Anforderungen von Chinas Behörden und den Erwartungen aus Rom lavieren müssen. Zudem werfen viele "Untergrundkatholiken", die für ihre Überzeugung oft inhaftiert waren, ihren "patriotischen" Mitgläubigen vor, die Einheit der Kirche verraten zu haben.

Einer der wichtigsten Streitpunkte zwischen den beiden Seiten ist die Frage, wer Bischöfe ernennen darf: die KP oder der Vatikan. Seit 2006 wurden in China zehn Bischöfe geweiht, auf die sich beide Seiten stillschweigend geeinigt hatten. Im November dieses Jahres wurde aber erstmals wieder ein Bischof ohne Zustimmung des Papstes ordiniert, was zu Protesten in vielen chinesischen Gemeinden führte. Auch der gestern in Peking zum neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz bestimmte Ma, der 2006 in Kunming geweiht wurde, wurde vom Papst nie anerkannt und wird vom Vatikan als "illegitimer" Geistlicher bezeichnet.

Nach Ansicht vatikantreuer Katholiken kooperiert Ma zu eng mit den Behörden. So ist er einer von sieben katholischen Delegierten in der Politischen Konsultativkonferenz, einem Beratergremium der Regierung. Von 2003 bis 2008 saß er sogar als Abgeordneter im Nationalen Volkskongress, Chinas Pseudoparlament. Der neue Vorsitzende der Patriotischen Vereinigung, Bischof Fang, gehört hingegen zu den von Rom akzeptierten Bischöfen.

Vatikantreue Katholiken haben in den vergangenen Wochen im Internet und in ihren Gottesdiensten mit Gebeten und Aufrufen unter anderem zum "gemeinsamen Weinen" gegen die Wahl der neuen Führung protestiert.

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