Kita-Kontrollen: „So geht Kita nicht“

Mittelkürzungen für Kitas sind nicht vermittelbar, sagt der Verband Kinder- und Schülerläden.

Kita mit modernem Equipment Bild: dpa

taz: Frau Sperle, der Senat lässt 329 Kitas überprüfen, um die Anwesenheitszeiten der Kinder zu erfassen. Wie steht der DaKS zu dieser Aktion?

Babette Sperle: Als 2010 die Beitragsfreiheit für die letzten drei Jahre vor Schulanfang beschlossen wurde, hat Finanzsenator Ulrich Nußbaum gesagt: Dann gibt es ja gar keine Motivation mehr für die Eltern, ihren Betreuungsbedarf anzupassen. Da haben wir dann gesagt, das ist erst mal nur eine Unterstellung, die sich nicht beweisen lässt. Wir haben daraufhin mit dem Land Berlin vereinbart, eine gemeinsame Untersuchung durchzuführen, allerdings aus unterschiedlichen Motiven.

Welche Motive waren das?

Der Senat will gucken: Wo kann er Geld sparen? Das Bild, das dem Finanzsenator von den Kitas vorschwebt, ist das einer Erzieherin, die nachmittags rumsitzt und in der Nase bohrt, weil keine Kinder mehr da sind. Das hat aber nichts damit zu tun, wie Kita wirklich funktioniert.

Welche Motive hatte der DaKS?

Schadensbegrenzung – und das Recht auf Mitbestimmung. Die ersten Ideen, die der Senat für den Ablauf der Untersuchung hatte, waren sehr abstrus: Da sollte jemand Fremdes kommen, sich vor die Kitas setzen und zählen, wie viele Kinder rein- und rausgehen. Das ist natürlich überhaupt nicht kommunizierbar, dass da irgendwelche fremden Menschen Kinder zählen. Wir haben dann gesagt: Der Vereinbarung ist ja auch Genüge getan, wenn die Erzieherinnen der beteiligten Kitas selber erfassen, wann Kinder kommen und gehen. So wird es jetzt gemacht.

Wie reagieren die betroffenen Eltern und Kitas?

Ich weiß, dass ein Bezirkselternausschuss in einem Elternbrief dazu aufgerufen hat, die Kinder während der Zählung möglichst lange in der Kita zu lassen. Das finde ich persönlich aber sehr unglücklich – weil so ein Aufruf genau denen in die Karten spielt, die darauf pochen, dass die Eltern bei der Angabe der Betreuungszeiten nicht ehrlich sind.

Babette Sperle

ist Sozialpädagogin und Sprecherin des Dachverbands Berliner Kinder- und Schülerläden (DaKS).

Sie werden an der Auswertung der Überprüfung beteiligt sein. Welche Folgen wird die Aktion haben?

Die Finanzverwaltung wird fragen: Bezahlen wir hier mehr als nötig? Dass eine Kürzung der Betreuungszeiten diskutiert wird, bestimmt – aber dass da eine gemeinsame Haltung der Regierungsfraktionen draus wird, bezweifle ich in Zeiten, in denen die gesellschaftlichen Forderungen in die andere Richtung gehen. Das grenzt ja sonst an politischen Selbstmord.

INTERVIEW: GESA STEEGER

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