Kolumne Aufm Platz: Jekyll und Hyde

Der portugiesische Verteidiger Pepe ist als Raubein gefürchtet. Doch der 29-Jährige setzt auch spielerische Akzente und sorgt für defensive Stabilität.

Ist in jeder Hinsicht ein erbarmungsloser Zweikämpfer: Portugals Pepe (rechts). Bild: dpa

Es war einer der schwärzesten Momente des spanischen Fußballs: Im April 2009 lieferten sich Getafes Francisco Casquero und ein Innenverteidiger von Real Madrid ein Laufduell, das im 16er der Königlichen abrupt endete. Casquero ging zu Boden. Der Madrilene trat – wie von Sinnen – zweimal auf den am Boden liegenden Stürmer ein und nahm danach auch noch mit dem Knie voran auf Casquero Platz.

Die Bilder des beispiellosen Ausrasters schockten damals nicht nur die gesamte Fußballwelt, sondern verschafften dem üblen Treter eine Sperre von 10 Spielen und einen Beinamen: Animal. Seitdem wird Képler Laveran Lima Ferreira, genannt Pepe, von der gegnerischen Offensivabteilung gefürchtet.

Sein Trainer, der ebenfalls impulsive José Mourinho, gab einst zu Protokoll, dass er mit dem gebürtigen Brasilianer sogar „in den Krieg ziehen würde“. Diesen zweifelhaften Ritterschlag rechtfertigt Pepe bis heute mit regelmäßigen Leistungsnachweisen auf den ballführenden Extremitäten seiner Gegenspieler.

Lionel Messis Knöchel zuckt mittlerweile allergisch bei den Clásico-Duellen zusammen, sobald der wuchtige Innenverteidiger naht. Dennoch gibt es eine spielerische, fast vorbildhafte Seite des 29-jährigen Pepe. Sein Vereinskollege Mesut Özil hält ihn deswegen für einen „der besten Abwehrspieler der Welt“.

ist Mitglied des EM-Teams der taz.

Ein Typ wie Lucio

Gerade Pepes hoher Einsatz, seine Zweikampfstärke sowie dessen bestechende Ausflüge über die Mittellinie standen bisher bei der EM im Mittelpunkt. Vom Spielertypus her erinnert der Verteidiger oft an seinen Landsmann Lucio. Er hat großen Anteil daran, dass die portugiesische Defensive funktioniert.

Dafür ist auch Pepes Teamkollege Fabio Coentrao (ebenfalls Real Madrid) verantwortlich, der seine Rolle als Außenverteidiger eher offensiv interpretiert. Auch der Rest der eingespielten Viererkette, die Bruno Alves und Joao Pereira komplettieren, spielt durchweg ordentlich.

Nun kommt im Viertelfinale Tschechien und mit ihnen die „Wolfsburger Flügelzange“ – bestehend aus dem 4-Tore-schweren VfL-Duo Petr Jiracek und Vaclav Pilar.

Falls die beiden laufstarken Außenspieler ihren Bewachern entwischen, wartet auf sie mit Sicherheit ein Beinharter vor dem Tor. Einer, der in diesem Turnier noch nicht mal mit Gelb ausgezeichnet wurde. Einer, der bisher seine wilde Seite gut im Griff hatte – bisher.

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Geboren 1981 im Ruhrgebiet, hat Germanistik und Komparatistik in Bochum und Berlin studiert. Seit 2009 schreibt er für die taz über Fußball, Radio und Lyrik. Im Juli 2012 wurde er der erste Online-Volontär an der Rudi-Dutschke-Straße und betreute dort u.a. den Bereich Netzthemen, war CvD und kümmerte sich von Oktober 2013-2015 sich um die Einführung eines neuen Redaktionssystems.

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