Kolumne Besser: Ratatataschlitzschredderpengpeng

Heute in der Mitmach-Kolumne „Besser“: Leser töten Wörter. Aber sie tun es nicht ohne Grund. Sie haben ihre Gründe. Gute Gründe.

Sieht aus wie eine „Kampfabstimmung“, ist aber ein demokratischer Vorgang, wenn mehrere Kandidaten zur Wahl stehen. Bild: dpa

Beim letzten Mal wurde an dieser Stelle ein für alle Mal das Wort „selbsternannt“ getötet. Ihm wurde der Prozess gemacht, ein den Umständen entsprechend einigermaßen fairer, es hatte nichts zu seiner Verteidigung vorzutragen und wurde schließlich zum Tode verurteilt. Seither ist kein Lebenszeichen von ihm bekannt. Manchen Quellen zufolge soll es sich ins Ausland abgesetzt haben, andere vermuten, dass es nicht mehr am Leben ist. Bestätigt ist der Tod von „selbsternannt“ aber nicht. Sollten Sie also an der Supermarktkasse, in der Kneipe oder unterm Dachboden darauf stoßen, tun Sie, was Sie tun müssen: Geben Sie ihm den Rest.

Seit dem Verschwinden dieses dummen Worts ist die Welt zweifelsohne eine bessere. Aber sie ist noch nicht gut. Darum wurde beim letzten Mal an dieser Stelle dazu aufgefordert, weitere Wörter, die es nicht besser verdient haben, ihrem verdienten Ende zuzuführen. Darum heute „Besser“, der Mitmachkolumne Ihrer Mitmachzeitung taz: Leser töten Wörter.

Einnetzen: Vollspackenbegriff für: im Fußball ein Tor erzielen. TV-Reporter: „Müller netzte aus 20 Metern ein." Das klingt so ähnlich wie „und der Torwart nässte sich ein“. Florian E.

Zeitnah: Warum gebraucht man nicht das schöne Wort „rechtzeitig“ oder „bald“? Barbara K.

hat: Ich hatte das Bedürfnis, das Wort „hat“ zu töten! Das hat irgendwann angefangen, dass das hat immer dann sich eingeschlichen hat, wenn ich etwas gelesen hatte. Auch in Schriften, die hat eigentlich jemand gemacht, der hat studiert und hat trotzdem immer hat reingebracht. Auch hat im Gesprochenen aus Bild und Funk mir auch immer öfter das hat entgegengetönt. Bis es sich auch in meinen Mund immer häufiger eingeschlichen, ja reingedrängelt hat. Das hat mich total aufgeregt, sehr aufgeregt, und da hat das hat ein e ranbekommen und wurde zum hate. Das war dann nicht so perfekt, weil da hat sich einige Emotion dran aufgebaut. Bin irgendwann voller Wut mit einem Messer auf das hate losgegangen, war eher eine Machete, hat aber gewirkt. Und weil ich gerade da so richtig in Fahrt war, legte ich dem hat Handschellen an und sperrte es in den Keller. Da sitzt es nun und jammert. Hendrik F.

Kampfabstimmung: Gestatten Sie mir einen Mordaufruf zur endgültigen Liquidierung des Wortes „Kampfabstimmung“, der immer dann verwendet wird, wenn in unserem Land mehr als ein Kandidat zu einer Wahl antritt. Frank M.

„Du tust mir leid“ bedeutet im eigentlichen Sinn, mit deinem Leiden tust du mir weh. An Selbstmitleid und Narzissmus kaum zu überbieten, was durch diese Bekundung einem leidenden, geschädigten Menschen angeschuldet wird. Uwe K.

Alternativlos: Da Sie gerade „sogenannt“ getötet haben. Könnten Sie bitte auch „alternativlos“ töten? Helge A.

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Besser: Weg damit.

Auch gut: Sie kennen ein paar Wörter, die es nicht anders verdient haben? Probieren Sie es zu Hause aus, töten Sie Wörter! Aber treffen Sie die richtigen. Schreiben Sie an: pengpeng@taz.de

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Von Juli 2007 bis April 2015 bei der taz. Autor und Besonderer Redakteur für Aufgaben (Sonderprojekte, Seite Eins u.a.). Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik 2011. „Journalist des Jahres“ (Sonderpreis) 2014 mit „Hate Poetry“. Autor des Buches „Taksim ist überall“ (Edition Nautilus, 2014). Wechselte danach zur Tageszeitung Die Welt.

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