Kolumne Dumme weiße Männer: Taugenichts im Karrierefahrstuhl

Immer wieder bewirbt sich eine Witzfigur um das Amt des US-Präsidenten. Doch nur wenn sie ein weißer Mann ist, wird ihr Anspruch ernst genommen.

Donald Trump zieht eine Grimasse

Weiß und männlich sein macht vieles wett: Donald Trump knutscht die Luft Foto: dpa

Wenn Trump am Dienstag US-Präsident werden sollte, dann nicht, obwohl er Rassist und Sexist, ein Lügner und ein Abzocker ist. Trump wird US-Präsident werden, weil er ein weißer Mann ist. Und weiß und männlich sein, macht vieles wett. Selbst dass Trump Präsidentschaftskandidat werden konnte, verdankt er seinen weißen, männlichen Privilegien.

Weiße Männer können wie EU-Digitalkommissar Günther Oettinger üble Rassismen benutzen und weiter im Amt bleiben. Weiße Männer können wie „Verstehen Sie Spaß“-Moderator Guido Cantz sich nach rassistischen Witzen mit „war doch nicht bös' gemeint“ verteidigen. Weiße Männer können wie in Bautzen Hetzjagd auf Flüchtlinge machen und die Polizei nimmt die Opfer fest.

Und weiße Männer können 70 Jahre als Taugenichtse verbracht haben und dennoch ernsthafte Chancen auf einen der anspruchsvollsten Jobs der Welt haben, so wie Trump. Während seine Kontrahentin, Hillary Clinton, versucht, erstmals die „höchste und festeste“ gläserne Decke zu durchbrechen, fährt Trump im Express-Karrierefahrstuhl für weiße Männer.

Man stelle sich vor, Hillary Clinton hätte damit geprahlt, Männern an den Schwanz zu fassen und daraufhin hätten sich Dutzende Männer gemeldet und ihr genau das vorgeworfen. Man stelle sich vor, Clinton hätte über Jahre keine Steuern gezahlt und würde damit angeben, den Staat ausgetrickst zu haben. Man stelle sich vor, Clinton hätte sechs Mal Insolvenz angemeldet und würde so tun, als sei sie eine tolle Geschäftsfrau. Man stelle sich vor, sie würde Schwarze faul und Mexikaner Vergewaltiger nennen.

Der Gedanke ist so absurd, dass sogar der der „Critical Whiteness“ unverdächtige Spiegel Trumps Privilegien checkt und schreibt, „dass Trump sich nur deshalb ungestraft wie Trump benehmen darf, weil hier ein weißer, amerikanischer Mann gegen eine Frau antritt.“ Während Clinton sich ihr Leben lang dafür rechtfertigen musste, dass andere sie unsympathisch finden, hat sich Trump sein Image in der Popkultur aufpoliert, von der Serie „The Apprentice“ bis hin zu Auftritten in „Kevin Allein zu Haus“ oder „Sex and the City“.

Man stelle sich vor, Barack Obama hätte drei Frauen gehabt und jede mit jeweils ihrer Nachfolgerin betrogen. Man stelle sich vor, Michelle Obama hätte eine Rede von Melania Trump abgeschrieben, statt andersherum. Man stelle sich vor, Obama hätte in seinem Leben nur Casinos und Striptease-Clubs betrieben und würde sich danach als Präsident bewerben.

Witzfiguren hat es in US-Präsidentschaftswahlkämpfen immer wieder gegeben. Doch wenn sie Schwarze sind, wie Herman Cain oder Ben Carson, werden sie ausgelacht, wenn sie weiße Frauen sind, wie Sarah Palin, auch – dürfen aber wenigstens als Vize kandidieren. Nur wenn ein weißer Mann wie Trump sich bewirbt, eine Witzfigur, die an Inkompetenz, Ignoranz und Gehässigkeit alle anderen übertrumpft, wird ihr Anspruch erstgenommen.

Das ist weißes Patriarchat.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Lalon Sander ist Datenjournalist. Sein Schwerpunkt liegt in der Aufbereitung von Datensätzen zum Klimawandel.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.