Kolumne Habibitus: Vom bunten Hund zum Influencer

Von Fashion Week bis Instagram: Lifestyle-Gurus gibt es viele. Mit der richtigen Philosophie hat jeder das Zeug dazu, Auch Tante M.

Khloe und Kim Kardashian sitzen neben ihrer Mutter Kris Jenner

Die Kardashians gehören zu den größten Influencern. Tante M. könnte eine von ihnen sein Foto: dpa

Creative Mind, Lifestyle-Guru, Influencer: Diffuse Tätigkeitsbegriffe gibt es viele und auf Englisch klingen sie noch professioneller. Doch Küchentischpsycholog_innen oder einfach bunte Hunde gab es schon immer. Fragt sich nur: Wer wird eigentlich zur Social Media Personality?

Schaue ich mir Rankings an, sind es vor allem junge, normschöne Frauen. Sie bringen alle etwas mit: eine „inspirierende“ Lebensgeschichte, gute Kochrezepte, Schminkskills oder einen besonderen Modegeschmack. Ich denke nicht, dass sie ihren Ruhm nicht verdienen, sondern, dass viel mehr Leute diesen Starstatus genießen sollten. Selbst, wenn sie nicht wissen, dass sie externe Fotobearbeitungsapps anstelle der Instagram-Filter benutzen sollten. Oder welche Hashtags gut ankommen.

Eine von ihnen ist meine Tante M. Heute ist ihr Geburtstag. Sie ist eine der glamourösesten Menschen, die ich kenne, und überhaupt eine der allerbesten. Hätte sie sich nach ihrer Flucht mehr auf Selbstvermarktung und Lifestyle anstelle von Überleben fokussiert, wäre sie bestimmt auch ein Influencer.

11 Dinge, die Tante M. zur Influencerin machen

Den #DIY-Spirit hat sie drauf, denn sie näht nicht nur Kleidung um, sondern designt diese auch selber. #ethicalfashion #girlboss

Außerdem weiß sie viel über Make-up. Manche halten sie für eine Drag Queen, weil sie so dick aufträgt. #queericon

Sie ist bestens über die neuesten Hautpflegetrends informiert und manchmal hilft sie mit ein paar chirurgischen Tricks nach. #skincare #bodymodification

Ich denke nicht, dass sie ihren Ruhm nicht verdienen, sondern, dass viel mehr Leute diesen Starstatus genießen sollten.

Viel inspirierender sind aber ihre druckreifen Ratschläge und Philosophien. Als ich ihr vor einigen Jahren von meinem damaligen Crush erzählte, sagte sie mir: Es ist nicht wichtig, wen du liebst, solange die Person dich wertschätzen kann. #loveislove #knowyourworthhun

Anstatt sich mit der nächstbesten Person zufriedenzugeben, solltest du lernen, in Einsamkeit Heilung und Zufriedenheit zu finden. Die Liebe für dich selbst kann kein Begehren der Welt ersetzen. #radicalselflove

Manche Menschen, vor allem sehr viele Typen, verschwenden nur deine Zeit und Energie. Das merkst du oft früh. Hör auf dein Bauchgefühl. #dumphim #totimeforfuckboys

Wenn es dir schlecht geht, tu dir was Gutes. Pro-Tipp: Kauf dir schöne Unterwäsche. Egal, wie fancy die ist, sie wird preislich irgendwie im Rahmen sein und sie ist etwas, die du vor allem für dich selber anschaffst. #selfcare

Es hilft, tief durchzuatmen, dir „über den Körper zu streichen“ (hier ist viel Spielraum) und dich auf dich selbst zu besinnen. Wage es, deine Träume umzusetzen. #treatyourself #theskyisthelimit

Nicht alle werden deine Entscheidungen und Alltagskämpfe verstehen können. Wichtig ist nur, dass du selbst dahinter stehst. #respectmyhustle

Nach dem Schwimmen einen Kaffee und eine langstielige Zigarette mit einer guten Freundin genießen, später dann vielleicht ein Glas Bailey’s trinken – mehr braucht es für einen gelungenen Freitagabend nicht. #tgif

Ihre Party mit Kebab und Bailey’s-Windbeuteln werde ich verpassen, die Selfies werden aber bestimmt #lit.

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Hengameh Yaghoobifarah studierte Medienkulturwissenschaft und Skandinavistik an der Uni Freiburg und in Linköping. Heute arbeitet Yaghoobifarah als Autor_in, Redakteur_in und Referent_in zu Queerness, Feminismus, Antirassismus, Popkultur und Medienästhetik.

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