Kolumne Hosen runter: Böser, böser Weihnachtsmann

Der Weihnachtsmann ist fauler als die Socken, die für ihn rausgehängt werden. Und Milliarden von Eltern decken ihn. 8 Gründe, damit aufzuhören.

Der Weihnachtsmann liegt schlafend im Bett

Hängt lieber rum und lässt andere für sich arbeiten: der Weihnachtsmann Foto: ap

Nur noch ein paar Wochen schlafen, dann ist es wieder so weit. Weihnachten, das Fest der Lüge. Der Inhalt des liebevoll gebastelten Adventskalenders entpuppt sich nach und nach als Probiergrößenendlager aus dem Drogeriemarkt, der Glühwein schmeckt nur, weil man sich beim ersten Schluck die Zunge verbrannt hat, und unschuldige Kinder erfahren, dass nicht der Weihnachtsmann die Geschenke bringt, sondern die Eltern. Halleluja.

Die neue Moderatorin der Fernsehsendung „Märchenrätsel“ (RBB), die am ersten Advent die anwesenden Kinder gefragt hatte, ob sie ihre Geschenke denn vorher im Schrank suchen würden, kam dementsprechend nicht so gut an. Empö-hö-hör-te El-tern ü-ber-all. Die unschuldigen Kinder! Die schöne Mär vom Weihnachtsmann! Und wer muss jetzt im Akkord Kindertränen trocknen? Ein Trauerspiel.

Dabei ist der eigentliche Skandal ein ganz anderer, und er wird seit Jahrtausenden totgeschwiegen: Der Weihnachtsmann ist fauler als die Socken, die für ihn rausgehängt werden. Und Milliarden von Eltern, die sich an seiner Stelle um die Geschenke kümmern, decken ihn. Acht Gründe, endlich damit aufzuhören.

1. Der Weihnachtsmann ist ein alter, weißer Mann.

„Das war schon immer so“, „Das hat Tradition“, „Weihnachtsfrau hört sich ja auch unmöglich an“, „Müssen jetzt wieder alle Kinderbücher umgeschrieben werden?“ Bitte. Denken Sie nochmal kurz nach. Geht doch sonst auch überall. Wie wäre es mit einer Frauenquote? Einem Migrationshintergrund? Oder mit beidem?

2. Der Weihnachtsmann ist Mitglied der Mafia.

Wer sich nicht selbst die Hände schmutzig machen will, beschäftigt einen, der das für ihn erledigt. Der Weihnachtsmann hat dafür seinen Rutenplaner. Und Knecht Ruprecht braucht nicht mal eine Knarre, um Kindern Angst zu machen.

3. Der Weihnachtsmann diskriminiert Sexarbeiterinnen.

Haben Sie schon mal drauf geachtet, was der Typ da ständig von sich gibt? „Hoe, hoe, hoe“ ist weder ein Synonym für schallendes Gelächter noch ein Zuruf, um die Rentiere anzutreiben (dt: „Nutte, Nutte, Nutte). Trump-Wähler halt.

4. Der Weihnachtsmann pfeift auf artgerechte Tierhaltung.

Rentiere gehören auf den Boden, nicht in den Himmel. Wer so mit seinen Haustieren umgeht, verlangt auch, dass seine Hühner Eierpunsch geben. Na dann, Prost.

5. Der Weihnachtsmann ist ein Umweltsünder.

Wer glaubt, dass Rentiere ohne Kerosin fliegen, glaubt auch an das Christkind. Und der heiße Schlitten mit offenem Verdeck ist ganz sicher kein Gebrauchtwagen. Ist der Weihnachtsmann vielleicht sogar in den Abgasskandal verwickelt? Zuzutrauen wär's ihm. Außerdem rechnet er sein Freizeitvergnügen schamlos als Dienstreise ab.

6. Der Weihnachtsmann legt seine Nebeneinkünfte nicht offen.

Unter anderem hat er heimlich eine Firma gegründet, die frivole Unterwäsche verkauft. Auch moralisch sehr fragwürdig. (Siehe oben: Trump-Wähler.)

7. Der Weihnachtsmann übernimmt keine gesellschaftspolitische Verantwortung.

Hat sich der Weihnachtsmann jemals zu einem aktuellen Thema geäußert? Der Umgang mit Flüchtlingen, AfD, BER – Gelegenheiten gibt es viele, doch der Weihnachtsmann schweigt. Aber wer in der Öffentlichkeit steht, hat auch eine moralische Verpflichtung. So jemand darf auf keinen Fall Bundespräsident werden!

8. Der Weihnachtsmann hat so einen Bart.

Und den haben mittlerweile nicht mal mehr Hipster.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1984, Redakteurin der taz am wochenende. Bücher: „Rattatatam, mein Herz – Vom Leben mit der Angst“ (2018, KiWi). „Theo weiß, was er will“ (2016, Carlsen). „Müslimädchen – Mein Trauma vom gesunden Leben“ (2013, Lübbe).

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.