Kolumne Liebeserklärung: Ohne Gerste gäbe es keine CSU

Bier ist schön, macht aber auch viel Ärger. Dank Klimawandel wird nun die zur Herstellung der Droge nötige Gerste knapp.

Ein Gerstenfeld

Bierpreise könnten sich vervierfachen! Gerstenfeld in NRW Foto: dpa

Was haben wir der Gerste nicht alles zu verdanken. Bier zum Beispiel. Aber auch Bierzelte, Bierzeltreden und somit letztlich die CSU. Und jetzt das: Der Klimawandel, so ergab eine gerade veröffentlichte Studie der University of California, droht die globale Gerstenernte in die Knie zu zwingen.

Das Getreide macht bei Trockenheit und Hitze besonders leicht schlapp, und ohne Gerste nun mal kein Gerstensaft. Besonders perfide: Je wärmer die Sommertage, desto größer der Bierdurst, aber auch desto knapper die Gerste. Das Horrorszenario der Wissenschaftler geht von einer Verdopplung des Bierpreises weltweit aus, in einigen Krisenregionen (Irland!) droht sogar eine Vervierfachung. Angesichts dieser Zukunftsaussichten muss die EU sich um die Grenzformalitäten an der inneririschen Grenze vielleicht gar keinen Kopf mehr machen, sondern sollte die vorhersehbar erledigte Insel im Zuge des Brexits lieber gleich ganz den Briten überschreiben.

Aber auch in Deutschland dürften die Folgen dramatisch sein. Die Oktoberfest-Maß für 25 Euro? Das sind ja 50 D-Mark! Wenn in Bayern schon die Diskussionen um ein paar tausend an der Grenze zurückzuweisende Flüchtlinge zu einem „Wahl-Schock“ führen, dürfte spätestens die Gerstenkrise die Regierung hinwegfegen. Damit es erst gar nicht zu einem solchen Volkssturm im Bierglas kommt, wird der CSU nichts anderes übrigbleiben, als sich in Rekordgeschwindigkeit zur radikalen Klimaschutzpartei zu wandeln.

Schon aus Selbstschutz: Nicht nur, dass die eigenen Politiker Bier als Treibstoff benötigen wie ein VW seinen Diesel, ohne Bierzelte und Stammtische könnten sie ja auch gar keine Politik mehr machen! Die Gerste könnte also bewirken, was alle Appelle an Vernunft und Einsicht in wissenschaftliche Erkenntnisse jahrzehntelang nicht zustande gebracht haben.

Wäre am Ende Bayern sogar bereit für eine schwarz-grüne Koalition? Abwarten. Wenn die Grünen erst mal wittern, dass dank Klimawandel die Bevölkerung quasi gezwungen wäre, den Bierkonsum zu reduzieren und damit gesünder zu leben, könnten sie ihre diesbezüglichen Positionen noch einmal überdenken. Wir stehen tatsächlich vor grundlegenden Umwälzungen im deutschen Parteiensystem.

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Heiko Werning ist Reptilienforscher aus Berufung, Froschbeschützer aus Notwendigkeit, Schriftsteller aus Gründen und Liedermacher aus Leidenschaft. Er studierte Technischen Umweltschutz und Geographie an der TU Berlin. Er tritt sonntags bei der Berliner „Reformbühne Heim & Welt“ und donnerstags bei den Weddinger „Brauseboys“ auf und schreibt regelmäßig für Taz und Titanic. Letzte Buchveröffentlichung: „Vom Wedding verweht“ (Edition Tiamat).

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