Kommentar Auftritt Feine Sahne Fischfilet: Die Rechten haben nicht gewonnen

Erst ausladen, dann einladen: Das Anhaltische Theater lädt die Punkband Feine Sahne Fischfilet nun doch zum Konzert. Das ist bemerkenswert.

Die Band Feine Sahne Fischfilet auf einer Bühne vor vielen Menschen

Demmin in Mecklenburg-Vorpommern im Mai: Auftritt der Band „Feine Sahne Fischfilet“ Foto: dpa

Es hätte auch ausgehen können wie in Riesa im Sommer 2013. Am Ende der Debatte spielte dort Feine Sahne Fischfilet auf einer Wiese am alten Stadion ein Spontankonzert vor kaum mehr als einem Dutzend Freunden. Es war ihre Reaktion auf die Ausladung vom Stadtfest durch die damalige CDU Bürgermeisterin. Diese war eingeknickt, nachdem vor allem die NPD gegen den geplanten Auftritt der ihrer Ansicht nach linksextremen Band polemisiert hatte.

Fünf Jahre später hat sich nicht viel geändert. Was in Riesa die NPD war, ist in Dessau die AfD. Was dort die Stadtoberen waren, ist nun das Bauhaus. Und die CDU, ja, sie bleibt die CDU: mutlos und viel zu oft zugänglich für die Thesen der rechten Verfassungsfeinde.

Die Band hat die neuerliche Ausladung als „erbärmlich“ bezeichnet und damit das wichtigste gesagt. Wie damals hatten die Mecklenburger Antifaschisten darauf beharrt, sich nicht zu beugen, und angekündigt, Anfang November auf jeden Fall nach Dessau zu kommen. Haltung nennt man das – eine Tugend, die sie von ihren Gegnern unterscheidet.

Dass sie in Dessau aller Wahrscheinlichkeit nach kein Freiluftkonzert spielen muss, liegt am Anhaltischen Theater. Das hatte zwar zunächst erklärt, als Ersatzort nicht zur Verfügung zu stehen, diese Haltung aber am Montag revidiert. In erfreulich klaren Worten hat sich das Theater von der Absage distanziert („schlecht überlegt und falsch“), bei der Band entschuldigt und sie für einen Auftritt eingeladen.

Positives Zeichen

Besserwisserisch könnte man dem Theater vorhalten, dass es nicht sofort verstanden hat, dass die Kunst- und Meinungsfreiheit vor den Angriffen der neuen Faschisten geschützt werden muss. Man könnte sagen, das nun erfolgte Bekenntnis zur unbedingten Freiheit der Kunst, sollte auch reflexartig funktionieren; erst recht in einem Haus, das 1938 im Beisein von Adolf Hitler und Joseph Goebbels eröffnet wurde. Immerhin hat das Theater nun klargestellt: Damals wurden Künstler gegängelt, vertrieben und getötet.

Der Sinneswandel und der Mut, diesen zu begründen sind positive Zeichen. Ein Signal, dass die Rechten noch nicht gewonnen haben mit ihrer Einschüchterungsstrategie und dass Argumente noch helfen können. Womöglich gibt das auch Hoffnung, dass angesichts der zunehmenden rechten Bedrohung die oftmals zu passiven Bürger und Institutionen neuen Mut schöpfen können.

Dass es auch anders laufen kann, zeigt die Stiftung Bauhaus Dessau, die an der Konzertabsage festhält. Ihre Beteuerung den Anlass zu nutzen, um sich nun verstärkt für eine offene Gesellschaft und gegen Ausgrenzung zu engagieren, ist heuchlerisch. Ohne den Mut, die Absage zurückzunehmen, ist sie nur eines: erbärmlich.

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Redakteur für parlamentarische und außerparlamentarische Politik in Berlin, für Krawall und Remmidemmi. Schreibt über soziale Bewegungen, Innenpolitik, Stadtentwicklung und alles, was sonst polarisiert. War zu hören im Podcast "Lokalrunde".

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