Kommentar Bahncard: Ein Volk der Pendler

Die Bahncard muss gerettet werden. Nur mit ihr können die Deutschen die Anforderungen des heutigen Arbeits- und Liebeslebens bewältigen.

Die Bahn ermöglicht ihren fünf Millionen Besitzern, frei zu sein. Bild: ap

Sie leben in Berlin und jobben in Hamburg. Sie wohnt in Köln, er in Frankfurt. Die Bahn ermöglicht ihren fünf Millionen Besitzern, frei zu sein. Die Bahncard macht die Deutschen zu einem Volk der Pendler: Sie können mit ihr ökologisch halbwegs vernünftig die Anforderungen des heutigen Arbeits- und Liebeslebens bewältigen. Wochenends und feiertags wird in den Abteilen oft gedrängelt. Dennoch können Bahncardler auch dann jeden Zug zu einem halbwegs akzeptablen Preis nutzen. Und müssen sich, das ist der Vorteil, nicht lange im Voraus auf eine Abfahrtszeit festlegen, um Rabatte einzuheimsen – für viele Arbeitnehmer ist das schwer.

Die Bahn ist ein staatseigenes Unternehmen, sie liefert sogar Gewinne an den Staat ab. Es ist richtig, dass der Bund den Bürgern ermöglicht, quasi flächendeckend und auf vielen Strecken sogar schneller als die CO2-Schleuder Auto unterwegs zu sein – der Bus ist vielfach noch ökologischer, aber langsamer, also für Vielpendler kaum geeignet.

Sicher stört die Bahnbosse die fehlende Lenkungsfunktion der Bahncard. Deshalb sind die Meldungen, dass die Rabattkarte abgeschafft werden sollte, wohl nicht die Spekulation, als die die Bahn sie am Donnerstag darstellte. Offenbar wurden die Planspiele der Erbsenzähler in der Chefetage, das Angebot einzustellen, jedoch gestoppt. Richtig zudem, dass nun der Fernbus als Konkurrenz endlich ernst genommen wird. Punktesysteme und Offerten für Vielfahrer zusätzlich zur Bahncard erweitern das Angebot. Gut so.

Die Bahncard ist nicht billig – und viele Deutschen haben sie trotzdem lieben gelernt. Vor 13 Jahren, als die Bahncard 50 sogar abgeschafft werden sollte, kostete sie noch 270 Mark, heute ist sie fast doppelt so teuer. Warum stoppt der Eigentümer nicht die ständigen Preiserhöhungen?

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Ist Leiter des Ressorts Wirtschaft und Umwelt. Er hat in Bonn und Berlin Wirtschaftsgeschichte, Spanisch und Politik studiert. Ausbildung bei der Burda Journalistenschule. Von 2001 bis 2009 Redakteur in Bremen und Niedersachsen-Korrespondent der taz. Dann Financial Times Deutschland, unter anderem als Redakteur der Seite 1. Seit 2012 wieder bei der taz.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.