Kommentar Dijsselbloem: Zypern als Blaupause

EU-Währungskommissar Dijsselbloems Worte waren wohl doch ein Testballon: Zypern wird zum Versuchslabor für eine neue, nur scheinbar gerechtere Form der Eurorettung.

Verschmitz: der Chef der Eurogruppe Jeroen Dijsselbloem. Bild: ap

Auf den ersten Blick ist die Affäre nur peinlich. Der neue Chef der Eurogruppe, Jeroen Dijsselbloem, hat versucht, den Zypern-Deal zu erklären, und sich dabei laut krachend auf die Nase gelegt. Zypern sei ein Modell für andere Euroländer, sagte der Niederländer.

Kaum war das Interview raus, ruderte Dijsselbloem wieder zurück. Zypern sei doch kein Modell, sondern ein Einzelfall, er sei falsch verstanden worden. Ganz Europa lachte über den Newcomer, der von Finanzminister Schäuble persönlich ins Amt gehievt worden war und als politisches Leichtgewicht gilt.

Doch es steckt mehr dahinter. Dijsselbloems Worte und Schäubles Taten waren wohl doch ein Testballon. Wenn es in Zypern funktioniert, können wir es auch anderswo machen, müssen sich der deutsche Kassenwart und sein niederländischer Laiensprecher gedacht haben. Zypern wird, ob es will oder nicht, zum Versuchslabor für eine neue, nur scheinbar gerechtere Form der Eurorettung.

Künftig sollen nicht mehr nur die Steuerzahler, sondern Anteilseigner und Anleger für die „Rettung“ von Pleitebanken zahlen. Und Länder, die große Finanzzentren beheimaten, sollen ihr „Geschäftsmodell“ ändern, wenn es kracht. Das klingt gut, ist aber problematisch. Denn wer legt fest, welche Bank welche Verluste tragen muss? Und wer sagt, welches „Geschäftsmodell“ tragfähig ist?

Dijsselbloem jedenfalls kann sich das nicht anmaßen. Sein Land, Holland, steckt selbst tief in einer Bankenkrise. Der Eurogruppenchef sollte daher besser schweigen. Und Schäuble muss endlich Farbe bekennen.

Wenn er die Strategie der Euroretter ändern will, dann soll er das offen sagen. Auf das „Modell Zypern“ wird er sich dabei allerdings nicht berufen können. Denn was als „Rettung“ verkauft wurde, ist in Wahrheit ein Ausverkauf.

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Europäer aus dem Rheinland, EU-Experte wider Willen (es ist kompliziert...). Hat in Hamburg Politikwissenschaft studiert, ging danach als freier Journalist nach Paris und Brüssel. Eric Bonse betreibt den Blog „Lost in EUrope“ (lostineu.eu). Die besten Beiträge erscheinen auch auf seinem taz-Blog

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