Kommentar Ex-Doktor Andreas Scheuer : Zu blöd für die Promotion?

Im Fokus der „FAZ“, aber außerhalb der großen Wahrnehmung: CSU-Generalsekretär Scheuer kann von Glück sagen, dass sein Skandal ein eher kleiner ist.

Ein Mann will wohl nach oben. Wie auch immer. Bild: dpa

Andreas Scheuer bestellt sein Abo der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) sicherlich bald ab. Tag für Tag macht das Blatt mit peinlichen Details über die tschechische Doktorarbeit des CSU-Generalsekretärs auf. Außerhalb der FAZ interessiert sich dagegen kaum jemand für Scheuers Hochstapelei, auch seine Partei wird ihren General sicherlich nicht feuern. Denn erstens fällt sein Fauxpas für christsoziale Verhältnisse mickrig aus. Und zweitens ist Scheuer selbst viel zu klein, um für einen ausgewachsenen Skandal zu sorgen.

Nicht nur der CSU-Mann macht sich gerne größer, als er ist. Seine ganze Partei fährt diesen Kurs. 7,4 Prozent der Stimmen holte sie bei der Bundestagswahl deutschlandweit, das sind weniger Prozente als die Grünen. Trotzdem spielt sie sich in der Koalition auf, als könnte sie eigentlich auch ohne Merkel regieren.

Natürlich färbt so ein Verhalten auf die Stammtische der Jungen Union ab. Dort sitzt so mancher, der befürchtet, dass ihm ein Magister in Soziologie die Chance auf eine Politkarriere verbaut. Zu blöd für die Promotion? Egal, ein Doktorvater mit Parteibuch findet sich immer. Scheuer war nicht der Erste in der Union, der sich so zum Doktor aufplusterte.

Sein Parteifreund Guttenberg musste am Ende zwar gehen. Das lag aber weniger an seinen Plagiaten als an seiner Person. Dem Freiherr lag das Volk zu Füßen. Unter politischen Gegnern war er somit verhasst. Natürlich schossen sich alle auf den CSU-Star ein, sobald sich mit der Plagiatsaffäre eine Gelegenheit bot. Einen ähnlichen Skandal hätte die Opposition auch Scheuers Vorgänger Alexander Dobrindt an den Hals gewünscht. Dieser spielte als Generalsekretär schließlich bevorzugt den Scharfmacher. Doch leider hat Dobrindt weder promoviert noch plagiiert.

Und Scheuer? Bis vor kurzem ein Hinterbänkler, der gar keine Gelegenheit hatte, sich Feinde zuzulegen. Seine größten Gegner sitzen bis dato im Wahlkreis Passau und können ihm sicher nicht gefährlich werden. Eigentlich müsste der CSU-Mann der FAZ also dankbar sein: Dafür, dass sie seine Schummeleien jetzt enthüllt hat – und nicht erst in ein paar Jahren.

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