Kommentar Hitzewelle: Leben im Wetterprekariat

Langer Winter, Regen ohne Ende und nun die Dauerhitze. Ist das noch normal oder schon der Klimawandel? Dem Menschen bleibt nur: Cool bleiben.

Wann wird's mal wieder richtig Herbst? Ach nee, ist doch schön so Bild: dpa

Puh, diese Hitze! So stöhnen viele Menschen in Deutschland seit Wochen – und in den nächsten Tagen schwingt sich der Hochsommer noch einmal zur Höchstform auf. Ist das noch normal? Oder spielt das Wetter wegen des Klimawandels schon wieder verrückt? Schließlich hatten wir erst einen ewigen Winter bis in den April hinein, dann Regenfluten im Juni – und nun eine Sommerhitzewelle.

Stabile Hochdruckwetterlagen im Sommer, die wochenlange Hitze bringen, sind allerdings nicht ungewöhnlich. Dennoch war die Wärme im Juli etwas Besonderes. In Deutschland war es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes 2,6 Grad wärmer gegenüber der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990.

Seit 1881 gab es in Deutschland nur fünfmal wärmere Julimonate; alle fünf traten in den letzten beiden Jahrzehnten auf – ein Hinweis auf den Klimawandel. Die Rekordwerte des Jahrhundertsommers von 2003, als mancherorts kleine Seen und Bäche austrockneten, werden in diesem Jahr aber nicht erreicht.

Ist also alles gut? Wie man es nimmt: Denn beim Wetter kommt es – wie bei anderen Dingen auch – vor allem auf den Standpunkt des Betrachters an. Was für den einen schönes Wetter ist, ist dem anderen ein Graus. Der Eisverkäufer mag heißes und trockenes Sommerwetter, da er dann prima Umsätze erzielt. Der Gärtner mag das Juliwetter weniger: Junge Straßenbäume und Sträucher vertrocknen; der grüne Rasen in den Park verwandelt sich in braune Sandwüsten, häufig von Müll und Grillresten ständiger Feierei übersät.

Oder: Besitzer von Sonnenstromanlagen frohlocken; Bauarbeiter und Bauern können die Hitze bei der Arbeit kaum aushalten. Oder: Was dem Strandurlauber an Nord- und Ostsee gefällt, wird dem Tourenradler oder -paddler langsam zu viel.

Dennoch bleibt allen nichts weiter übrig, als sich an das Wetter anzupassen: Sonnenschutz und luftige Kleidung im Freien; tagsüber Fenster schließen und abdunkeln, nachts öffnen; viel trinken; leichte Kost. Kennt man alles zur Genüge, aber es wird trotzdem häufig falsch gemacht. Eine komplette Umstellung des Lebensrhythmus, wie sie die Freunde der südeuropäischen Siesta fordern, ist aber nicht nötig. Denn während am Mittelmeer die Mittagshitze mehrere Monate lang für viele unerträglich ist, sind es bei uns nur ein paar Wochen. Selbst in ungewöhnlich warmen Sommern.

Und auch die größte Hitze geht irgendwann zu Ende: In diesem Jahr ist es übrigens schon Anfang August so weit. Ab Donnerstag/Freitag sorgen atlantische Tiefausläufer für eine spürbare Abkühlung. Anschließend bleibt es wechselhaft - der August dürfte also klimatisch kein Extremmonat werden. Alles weitere steht in den Sternen.

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Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.

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