Kommentar Lufthansa-Streik: Am Boden wird es ernst

Wegen des streikenden Bodenpersonals der Lufthansa fallen knapp 1.700 Flüge aus. Das harte Vorgehen der Gewerkschaft Verdi ist angemessen.

Keine fliegenden Koffer: der Lufthansa-Streik lähmt den Flugverkehr. Bild: dpa

Das Bodenpersonal bei der Lufthansa macht ernst. Um Druck in den laufenden Tarifverhandlungen zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und der Fluggesellschaft aufzubauen, machen die Beschäftigten einen Warnstreik, der sich gewaschen hat: Einen Tag lang werden fast alle Flüge von und nach Zielen in Deutschland gestrichen, knapp 1.700 Flüge fallen aus. Betroffen sind vor allem Europa- und innerdeutsche Verbindungen; Tausende Passagiere hängen in der Luft.

Stellt sich die Frage: Darf Verdi das, und ist das harte Vorgehen angemessen? Die Antwort auf beide Fragen lautet schlicht: Ja. Denn erstens ist die Aktion juristisch vom Streikrecht gedeckt, und zweitens – so viel zum Vorgehen – geht es bei dem Konflikt um mehr als ein paar Zehntelprozentpunkte mehr oder weniger Lohn.

Es geht um einen strategischen Umbau des Lufthansa-Konzerns, bei dem das Bodenpersonal nicht unter die Räder kommen will. Aus seiner Sicht sind die Vorstellungen der Fluggesellschaft schlicht inakzeptabel: Mehrarbeit, Reallohnverluste, Standortschließungen und Verlagerungen ins Ausland – alles, damit der Konzern wieder hochprofitabel werden kann. Dagegen hatten sich schon die Piloten und die Flugbegleiter gewehrt – jetzt sind es eben die Beschäftigten am Boden.

Um als Verhandlungspartner überhaupt anerkannt zu werden, müssen die Beschäftigtengruppen zeigen, dass sie den Betrieb lahmlegen können. Verdi hat hierbei von den Spartengewerkschaften gelernt – und das Bodenpersonal als schlagkräftige De-facto-Sparte organisiert. Die schlägt jetzt zu. Ob es am Ende reicht, steht auf einem anderen Blatt.

ist Redakteur im Ressort Ökologie und Wirtschaft der taz.

Sparen, sparen, sparen

Denn der Konzern, von Billigfluggesellschaften unter Preisdruck gesetzt, will vor allem eines: sparen, sparen, sparen. Die Kunden, die jetzt nicht ein noch aus wissen, leiden also quasi unter sich selbst: Weil viele von ihnen immer billiger fliegen wollten und wollen, nehmen die Tarifauseinandersetzungen bei der Lufthansa an Schärfe zu.

Und weil im gesamten Flugsektor die Gewerkschaften zersplittert sind und jede an entscheidenden Hebeln den Betrieb aufhalten kann, gibt es immer wieder Ausfälle – je nachdem welche Gruppe gerade streikt: Wachschützer, Flugsicherungs-experten, Piloten, Flugbegleiter, Bodenbedienstete.

Gut für die Kunden, dass es bei der Bahn nur zwei streikfähige Gewerkschaften und im Nahverkehr bislang nur eine gibt. Das reduziert die Wahrscheinlichkeit streikbedingter Ausfälle – man muss nur die Beschäftigten ordentlich bezahlen.

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Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.

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