Kommentar Nordkorea: Feuerwerk der Freude fürs Regime

Nordkoreas Raketentest ist der erste Erfolg von Diktator Kim Jong-un. Die traurige Botschaft ist, dass sich an der Politik des Landes nichts geändert hat.

Bei dem Erfolg spielt die Militärband des Landes fröhlich auf. Bild: dapd

Nordkoreas Raketentest macht die Welt nicht sicherer und gefällt vielen zu Recht nicht. Für das nordkoreanischee Regime hingegen war der Test am Dienstag morgen ein voller Erfolg. Nach vier Fehlschlägen in den letzten Jahren ist es Pjöngjang gelungen, eine Rakete in den Orbit zu schießen.

Nordkoreas Drohungen mit Atomwaffen sind jetzt glaubwürdiger, womit sich das Regime vor allem von den USA ernster genommen fühlen kann. In der Logik eines Regimes, das sich von Feinden umgeben fühlt, ist dies nicht nur eine wichtige Selbstvergewisserung: Eine glaubwürdige Abschreckung ist einer der wenigen Trümpfe, die es überhaupt hat.

Alles andere als eine Weiterentwicklung des Raketenprogramms wäre nach der bisherigen Logik des Regimes eine große Überraschung gewesen. Auch das Timing folgte einem bekannten Muster: Immer wenn Washington mit anderen Krisenherden (Syrien) beschäftigt ist und nordkoreanische Provokationen nicht gebrauchen kann, versteht das dortige Regime es, sich und seine potentielle Gefährlichkeit in Erinnerung zu rufen. Das erhöht den Druck, um Zugeständnisse zu bekommen.

Der Erfolg des Tests macht zudem noch kräftig Werbung bei denjenigen autoritären Regimen, die sich zum Zweck des Selbsterhalts für nordkoreanische Raketen interessieren. Diese sind schließlich eine der wenigen Exportprodukte Nordkoreas.

Der Raketentest dürfte in Japan und Südkorea, wo diese und nächte Woche Wahlen anstehen, rechte Hardlinder stärken. Die haben zumindest in Japan sehr gute Wahlchancen. Für Pjöngjang wäre das aber nur auf den ersten Blick nachteilig. Denn das Regime kann mit Konfrontation und Isolation wesentlich besser umgehen als mit Entspannungspolitik, die das stalinistische Regime aufweichen könnte. Konfrontative Rethorik aus Tokio und Seoul stärkt dagegen das von Pjöngjangs Propaganda verbreitete Weltbild und zwingt die Nordkoreaner, sich hinter die Machthaber zu stellen.

Ein weiterer Erfolgreich des Tests bestand darin, vorher soviel Verwirrung gestiftet zu haben, dass niemand für diesen Tag mit einem Raketenstart gerechnet hatte. Zuletzt war immer wieder von technischen Problemen die Rede gewesen, Satellitenbilder meldeten gar den Abtransport angeblich defekter Teile. Nordkoreas Geheimhaltungspolitik hat gut funktioniert.

Damit ist die Rakete Kim Jong-uns erster großer Erfolg. Der knapp 30-jährige, unerfahrende Machthaber ist erst ein knappes Jahr im Amt. Die Rakete konsolidiert seine Macht und verschafft ihm Respekt nach innen und außen. Zugleich signalisiert sie, dass sich in Nordkoreas Politik nichts Grundlegendes geändert hat. Das ist die traurige Botschaft des Feuerwerks.

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Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin

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