Kommentar Polizeigewalt: Courage statt Korpsgeist

Polizisten müssen mehr Courage zeigen. Nur dann haben Polizei-Opfer eine Chance, sich vor Gericht zu wehren

Kaum zu glauben, aber auch für Polizeiopfer scheint es gelegentlich so etwas wie Gerechtigkeit zu geben. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn meist enden alle Ermittlungen an einer undurchdringlichen Mauer aus Korpsgeist und falsch verstandener Kollegen-Solidarität unter den Polizeizeugen.

Nicht selten drehen die Polizisten den Spieß einfach um: Das Opfer bekommt eine Gegen-Anzeige, wie der iranische Schriftsteller Farydon Gilani. Meistens gibt es vor Gericht gegen gut abgesprochene Polizisten keine faire Chance. Viele Opfer von Polizeigewalt nehmen sich das offenbar zum Standard-Repertoire übergriffiger Polizisten gehörende Kommando "Halts Maul!" über die direkte Konfrontation hinaus zu Herzen: Sie stellen gar keine Anzeige, weil sie die Antwort der Staatsgewalt fürchten (müssen). Die Dunkelziffer bei Polizeigewalt ist deswegen hoch.

Dass die Hamburger Staatsanwaltschaft die Konter-Anzeige gegen Gilani kassiert hat, könnte Polizeiopfern Mut machen. Damit nun auch noch die Gewalttäter in Uniform belangt werden, wird sich wohl noch ein ehrbarer Polizist finden müssen, der aus der Phalanx des Schweigens und Täuschens ausbricht. Wie die couragierte Kollegin aus Pinneberg, die persönliche Nachteile in Kauf genommen hat, um weiterhin aufrecht durch den Dienst gehen zu könne

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Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück

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