Kommentar Polizeikosten im Fußball: Der Staat spielt mit

Der Fußball tut doch längst alles, um Problemfans Probleme zu bereiten. Was soll also dieses seltsame Einklagen von Geld?

Viele Polizisten und viele HSV-Fans

Längst bezahlt: Polizeieinsatz im Jahr 2014 beim Spiel Werder Bremen gegen HSV Foto: dpa

Die Deutsche Fußballliga muss also nicht für Polizeieinsätze bei besonders brisanten Partien bezahlen. Die Gebührenbescheide, die dem Dachverband der deutschen Profiklubs vom Land Bremen zugeschickt worden sind, wurden vom Verwaltungsgericht Bremen als nicht rechtmäßig bezeichnet.

Im Sinne einer plumpen Steuerzahlerlogik ist das Urteil ein Ärgernis. Nach der wäre es nur logisch, wenn der immer reicher werdende Profifußball für die Kosten aufkommt, die im Zusammenhang mit den von ihm veranstalteten Spielen entstehen. Ist schon richtig: hätte der Hamburger SV nie gegen Werder Bremen gespielt, dann wäre so manche Einsatzstunde bei der Polizei gar nicht erst angefallen. Im Sinne dieser Logik gehört so ein Spiel dann am besten gleich ganz verboten.

Aber ist der Fußball als Veranstalter auch Ausrichter der Auseinandersetzungen zwischen den Fans? Ist die DFL die Schlachtenlenkerin in den Fankriegen, wie sie zwischen Anhängern von Borussia Dortmund und Schalke 04 oder Hannover 96 und Eintracht Braunschweig regelrecht zelebriert werden? Wohl kaum.

Kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Fangruppierungen, sind die Funktionäre die ersten, die behaupten, bei den Beteiligten handele es sich um Verbrecher, die mit dem Fußball nicht am Hut hätten. Das Wort Fans wird dann in Anführungszeichen gesetzt.

Randale als Jugendkultur

Wer das Abbrennen von pyrotechnischen Erzeugnissen für eine stimmungsvolle Art hält, die Kurve einzufärben, der wird von den Klubs beäugt wie ein Schwerverbrecher. Und wer ein kritisches Transparent in der Kurve hochhält, auch der muss damit rechnen, mit einem Stadionverbot belegt zu werden, selbst wenn er auf seine Tapete nicht viel mehr geschrieben hat als „Scheiß DFB!“

Wenn randaleorientiertes Fanverhalten zur Jugendkultur wird, ist das ein gesellschaftliches Problem, für dessen Lösung es ohnehin mehr braucht als polizeiliche Maßnahmen

Der Fußball tut beinahe alles, um sogenannten Problemfans Probleme zu bereiten. Er erstellt Sicherheitskonzepte, die nur einen Schluss zulassen: Der Fußball ist längst Freund und Helfer der Polizei. Was soll also dieses Einklagen von Geld?

Wenn randaleorientiertes Fanverhalten zur Jugendkultur wird, ist das ein gesellschaftliches Problem, für dessen Lösung es ohnehin mehr braucht als polizeiliche Maßnahmen. Hier ist der Staat in der Verantwortung. Die sollte er doch bitte nicht privat wirtschaftenden Unternehmen wie den Profiklubs der Bundesliga zuschieben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.