Kommentar SPD nach dem Jamaika-Aus: Wer putscht gegen Schulz?

Das Personaltableau der SPD ist dünn – und dennoch scheint alles besser als eine erneute Kandidatur von Schulz.

Drei Menschen in Businesskleidung sitzen nebeneinander

Na, wer traut sich? Können Olaf Scholz (l.) oder Andrea Nahles (Mi.) SPD-Chef Schulz (r.) stürzen? Foto: dpa

Die SPD hat das Scheitern der Jamaika-Gespräche kalt erwischt. Nach ihrem Nein zu einer Neuauflage der Großen Koalition vom Wahlabend ging sie stillschweigend davon aus, dass sich Union, FDP und Grüne schon zusammenraufen würden. Nur mit der Perspektive eines langfristigen Wiederaufbaus ergab es Sinn, den Wahlverlierer Martin Schulz als Parteivorsitzenden im Amt zu lassen.

Nun stecken die Sozialdemokraten in der Klemme. Die Option, doch noch einmal über eine Große Koalition nachzudenken, haben sie heute zu recht verworfen. Noch einmal als Juniorpartner unter Merkel, noch dazu als Umfaller – da hätte bei der nächsten Wahl ein Ergebnis von unter 20 Prozent gewunken.

Aber auf Neuwahlen ist die SPD nicht vorbereitet. Martin Schulz hätte den ersten Zugriff auf die Kanzlerkandidatur. Nach seinem hartnäckigen Festhalten am Amt des Parteichefs ist nicht auszuschließen, dass er eine erneute Kandidatur auch versuchen würde. Heide Simonis’ „Und was wird dann aus mir?“ scheint für Schulz die Leitfrage der letzten Wochen gewesen zu sein. Wird er nicht Kanzlerkandidat, kann er vermutlich – wie zuvor schon Sigmar Gabriel – nicht lange Parteichef bleiben.

Aber wer wäre die Alternative zu Schulz? Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz bewarb sich in den letzten Wochen über die Medien, ließ es aber angesichts fehlender Hausmacht in der SPD an Entschlossenheit fehlen. Für Manuela Schwesig käme eine Kandidatur wohl zu früh. Und ob Andrea Nahles außerhalb engerer sozialdemokratischer Kreise und außerhalb von Rheinland-Pfalz vermittelbar ist, scheint fraglich.

Das Personaltableau der SPD ist dünn, und dennoch scheint alles besser als eine erneute Kandidatur von Schulz. Wer das bezweifelt, muss nur noch einmal die Spiegel-Reportage über seinen planlosen und selbstmitleidigen Wahlkampf nachlesen. „Anyone but Schulz“ muss das Motto lauten, das jetzt mögliche Putschisten in der SPD vereint.

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Von 2018 bis 2020 taz-Parlamentskorrespondent. Zuvor von 2013 bis 2018 Leiter der taz-Inlandsredaktion, von 2012 bis 2013 Redakteur im Meinungsressort. Studierte Politikwissenschaft in Berlin, danach Arbeit als freier Journalist für Zeitungen, Fachzeitschriften und Runkfunkanstalten, Pressesprecher eines Unternehmensverbands der Solarindustrie und Redakteur der Blätter für deutsche und internationale Politik.

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