Kommentar Volker Beck: Spinnen die, die Grünen?

Auf der Landesliste zur Bundestagswahl 2017 fehlt Volker Beck. Bei den Grünen möchte man es wohl etwas schmiegsamer haben mit der Union.

Volker Beck fässt sich mit der Hand an den Kopf

Konnte sich nicht durchsetzen: Beck am Freitag auf dem Landesparteitag in Oberhausen Foto: dpa

Er gilt als besserwisserisch. Und er versteht es kaum, eine gewisse Aura des Pingeligen öffentlich unkenntlich zu machen. Manche in seiner Partei sagen, nun habe man genug von ihm.

Volker Beck weckt nicht zu Unrecht das Gefühl, es mit einer Perfektionsmaschine zu tun zu haben. In der Tat gehen wichtige politische Projekte auf ihn, hauptsächlich auf ihn zurück.

Die fundamentale Erschütterung des Verständnisses von Ehe als heterosexuelles Privilegieninstitut: In seiner Partei war er es, der die Eingetragene Lebenspartnerschaft beinah allein durchgesetzt hat – gegen die Mainstreamhomophobie im Bundestag. Ebenso die Zwangsarbeiterentschädigung: Ohne den Kölner Beck (und den FDP-Mann Graf Lambsdorff) wäre sie nicht zugunsten der Naziopfer ins Werk gesetzt worden.

Aber all diese misslichen, ungemütlichen Charakterzüge stehen ja nicht unter Strafe. Politisch sind sie vielmehr nützlich. Neulich war es in einer TV-Debatte mit Frauke Petry eben dieser Volker Beck, der der Rechtspopulistin ätzend Paroli zu bieten wusste.

Beck hat seine Begabungen seit 1994 im Bundestag zu nutzen gewusst. Nicht umsonst sprachen sich Menschen aus Bürgerrechtsverbänden der Roma, der Juden und der LGBTI*-Community dafür aus, dass er bei den Grünen einen Listenplatz erhält, der ihn nächstes Jahr wieder in den Bundestag bringt.

Es hat nichts genützt – die nordrhein-westfälischen Grünen ließen sich nicht erweichen und haben Beck bei der Listenaufstellung eine klare Abstimmungsniederlage beschert. Spinnen die? Haben sie diesem Politiker ernsthaft übel genommen, dass er von der Polizei mit einer illegalen Droge erwischt wurde? Verargen sie es ihm immer noch, vor einem Vierteljahrhundert in der Pädodebatte der Schwulenbewegung fragwürdige Positionen formuliert zu haben – wohlgemerkt gegen die damals (und heute) notorischen Pädoversteher? Oder war man des Routiniers einfach überdrüssig?

Volker Beck ist einer, der politische Korrektheit genau nimmt – und sie nicht relativiert wissen will. Wahrscheinlich hatte man genug von seinem anklagenden Ton – und will es für die kommende Allianz mit der Union etwas schmiegsamer haben. Politische Nervbolzen des Kalibers Becks sind unberechenbar. Das exakt war das Problem. Es ist deprimierend.

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