Kommentar Windenergiepläne: Altmaiers Geschenk

Der Bundesumweltminister übt sich im Kotau vor den Lobbys. Das erschwert die Entwicklung eines zukunftsfähigen Energiekonzepts.

Die Energiewende ist eine Angelegenheit mit verworrenen Fronten. Jede der politischen Parteien ist zugleich mit mindestens einer der Lobbygruppen der Erneuerbaren verbandelt: die Grünen mit der Solarlobby, die CDU und die Liberalen mit der Offshore-Industrie, die eine Sache der großen Energiekonzerne ist. Fotovoltaik wie Offshore-Windkraft sind aber genau die Kostentreiber der Energiewende.

Alle Seiten kämpfen daher mit harten Bandagen darum, welche Energieform zukünftig welchen Anteil an der Stromversorgung hat. Jede vernünftige Idee, die von einer der Seiten postuliert wird, wird kurz darauf durch irgendeinen Lobbyunfug derselben Seite konterkariert.

Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) liefert mit seiner Aufforderung an die süddeutschen Bundesländer, ihren Ausbau der Windkraft zu drosseln, dafür jetzt ein neues Beispiel. Seit Monaten geht er mit zwei richtigen Ideen hausieren: die eine heißt, den Kostenanstieg der Energiewende zu bremsen, die andere, die Ausbaupläne der Länder zu koordinieren.

Martin Reeh ist Redakteur im Meinungsressort der taz.

Das ließ sich bisher so interpretieren, dass es darum ging, die Stromexport-Pläne der norddeutschen Länder – durch den Ausbau von Windkraft auf See und an Land – zu beschneiden: Windkraft an Land ist zwar die billigste aller erneuerbaren Energien, führt aber zu hohen Netzausbaukosten, wenn man sie weit weg von den Verbrauchszentren im Süden errichtet.

Sinnvoll wäre es deshalb, den Ausbau im Süden zu verstärken; vermutlich könnte dadurch auch der Bau einiger teurer Offshore-Anlagen vor der Küste überflüssig werden. Dass Altmaier jetzt stattdessen den Windkraft-Ausbau im Süden stoppen will, ist daher ein Kniefall vor der Offshore-Branche. „Ich kürz deine Lobby, schenk es meiner“, bleibt das Motto der Energiewende.

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Von 2018 bis 2020 taz-Parlamentskorrespondent. Zuvor von 2013 bis 2018 Leiter der taz-Inlandsredaktion, von 2012 bis 2013 Redakteur im Meinungsressort. Studierte Politikwissenschaft in Berlin, danach Arbeit als freier Journalist für Zeitungen, Fachzeitschriften und Runkfunkanstalten, Pressesprecher eines Unternehmensverbands der Solarindustrie und Redakteur der Blätter für deutsche und internationale Politik.

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