Kommentar Zypern-Verhandlung: Vollbremsung der Diplomaten

Zypern ist nicht nur ein Gradmesser für die Beziehungen zwischen den Mutterländern Türkei und Griechenland, sondern auch zwischen der EU und Ankara.

Die Zypern-Verhandlungen stehen vor dem Ende. Wieder einmal scheint eine Initiative der Vereinten Nationen für eine Wiedervereinigung der geteilten Insel damit vor die Wand zu fahren – gescheitert an nationalistischen Dünkeln, dem Popanz einiger Provinzpolitiker und der Unmöglichkeit von Inselgriechen und -türken, die politischen Vorstellungen der jeweils anderen Seite als zumindest legitim zu erachten. Ja, die Griechen werden darauf verweisen, dass die türkische Seite doch gar keinen Kompromiss wollten, und da ist auch etwas dran.

Ja, die Türken werden genau dasselbe tun. Ändern wird sich nichts. Das geht so seit fast 45 Jahren. Nikosia bleibt die letzte geteilte Hauptstadt Europas.

Dabei scheint es zumindest in den letzten Jahren so, als sei der Leidensdruck der Beteiligten zu gering, um einem Kompromiss zuzustimmen. Schließlich haben sich die Griechen im Süden längst mit der faktischen Teilung arrangiert. Manche unter ihnen fürchten gar, dass die türkischen Nachbarn in einem gemeinsamen Staat die insulare Gemütlichkeit der eigenen Gemeinschaft mit ihren Forderungen stören könnten.

Und auch im türkischen Norden ist man längst nicht mehr so bettelarm wie in früheren Zeiten. Es wird schon lange nicht mehr geschossen zwischen beiden Seiten. Die Demarkationslinie steht für gegenseitige Besuche offen.

Braucht es überhaupt noch eine Lösung, mag mancher fragen. Unglücklicherweise sind die Zyprioten – gleich ob griechisch oder türkisch – nicht alleine auf der Welt. Die Insel ist nicht nur ein Gradmesser für die Beziehungen zwischen den Mutterländern Türkei und Griechenland, sondern auch zwischen der EU und Ankara.

Die Verhältnisse mögen heute ruhig und friedlich erscheinen, trotz UN-Pufferzone, Blauhelmen und hochgerüsteter Armeen. Es spricht leider nichts dafür, dass dies bei einem Weiterbestehen des Status quo für immer so bleibt – auch wenn das manche zypriotische Politiker offenbar glauben.

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