Konferenz „Aussöhnen mit Deutschland“: Esoterische Heilung mit der SPD

Eine Tagung mit nationalem Esogeschwurbel in Berlin. Mittendrin SPD-Promis: Gesine Schwan ist Schirmherrin, Martin Schulz schickt ein Grußwort.

Gesine Schwan. Ist das ein klingonischer Gruß? Bild: dpa

BERLIN taz | Geht das? Lässt sich Sozialdemokratie mit Esoterik und beides mit nationalem Geschwurbel mischen? Zumindest versucht es eine dreitägige Konferenz, die heute in Berlin beginnt. Titel: „Aussöhnen mit Deutschland – Verantwortung, Heilung, Transformation“.

Schirmherrin ist Gesine Schwan, Vizevorsitzende der Grundwertekommission der Partei. In ihrem Grußwort schreibt sie: „Die Konferenz mit ihrem Dreiklang von Verantwortung, Heilung und Transformation und einem Zugang, der den Wissenschaften, den Künsten und der Spiritualität gleichermaßen Raum gibt, beweist Mut.“

Schwan ist auch Präsidentin der Berliner Privathochschule Humboldt-Viadrina School of Governance. Dort stellte Barbara von Meibom, emeritierte Politikwissenschaftsprofessorin und Mitkoordinatorin der Konferenz, 2013 ihr Buch „Deutschlands Chance. Mit dem Schatten versöhnen“ gemeinsam mit Schwan vor. Der Band liegt der Konferenz zugrunde.

Von Meibom sieht hierzulande „das Trauma des Nationalsozialismus“ nachwirken und will „heilende Bewusstheit“ mobilisieren, um blockierte Energien zu lösen, weil „Deutschland“ mit der Macht, die das Land faktisch habe, aufgrund der Nazi-Schuld nicht gut umgehen könne. „Wir“ müssten uns wahlweise „mit dem eigenen Schatten“ oder dem der Vergangenheit „versöhnen“ und uns „der eigenen Wirklichkeit stellen“, nämlich unseren deutschen „Schattenkräften und Gaben“. Am Ende soll eine „posttraumatische Reifung“ stehen, von der nicht zuletzt auch ganz Europa profitieren soll, das Deutschlands Führung brauche.

Erleuchtung, Anthroposophie und Zen

Auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Eva Högl wird auf dem Kongress sprechen. Von Martin Schulz, Präsident des EU-Parlaments und Spitzenkandidat der Sozialdemokraten für dessen Neuwahl, liegt ebenfalls ein Grußwort vor. Wer sich mit den Tätigkeiten derjenigen beschäftigt, die zur Konferenz inhaltlich und organisatorisch beitragen, stößt auf Begriffe wie Heilung, geistige wie kulturelle Evolution, integrales Bewusstsein, Erleuchtung, Anthroposophie und Zen.

Bei diesen Hintergründen stellt sich die Frage, ob sich in der SPD eine Strömung gebildet hat, die als „EsPD“ bezeichnet werden könnte, wobei „Es“ die Abkürzung für „Esoterik“ wäre. Dem Konferenzbeirat gehört auch Barbara Unmüßig an, Kovorsitzende der Heinrich-Böll-Stiftung, die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth schrieb auch ein Grußwort.

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