Kongolesische Rebellen: Ein Land in Unsicherheit

Eine bisher unbekannte Gruppe hat Beni angegriffen, eine wichtige Stadt im unruhigen Osten der Demokratischen Republik Kongo.

Soldaten patrouillieren auf einer Straße

Soldaten patrouillieren schon lange im Osten der DR Kongo nahe Beni gegen Rebellen der ADF Foto: reuters

BERLIN taz | In einem Klima zunehmender politischer Spannungen in der Demokratischen Republik Kongo hat eine bisher unbekannte Gruppe, deren Angehörige die „Befreiung“ des Landes angekündigt haben, eine wichtige Stadt im unruhigen Osten des Landes angegriffen.

Bewaffnete Kämpfer rückten am Donnerstagmorgen in die Distrikthauptstadt Beni in der Provinz Nord-Kivu ein und lieferten sich nach offiziellen Angaben sowie nach Berichten von Augenzeugen heftige Kämpfe mit schwerer Artillerie mit der Armee. Eine Granate landete im Hof einer Oberschule, wo gerade die Jahresabschlussprüfungen liefen; mehrere Schüler wurden verletzt.

„Beni seit 8 Uhr 16 unter Kugelregen“, meldete ein lokaler Journalist auf Twitter. „Schwere Waffen und automatische Gewehre, wir verstecken uns zu Hause“. Ein anderer berichtete, die Angreifer hätten das Rathaus beschossen und einen Radiosender besetzt. Nach Angaben eines Bewohners gegenüber der taz drängte die Armee die Angreifer mit UN-Hilfe aus dem Stadtzentrum zurück, aber es gebe weiterhin heftige Kämpfe, unter anderem nahe einer Basis indischer UN-Blauhelme. Es seien zuvor in Beni Pamphlete aufgetaucht, die einen Angriff für den 25. Juni ankündigten.

Das Umland von Beni ist schon lange Kriegsgebiet, aber die Stadt selbst wurde davon selten getroffen. Im Umland beging jahrelang die einst in Uganda entstandene Rebellenbewegung ADF (Allied Democratic Forces) Massaker an Zivilisten und ist bis heute Ziel einer seit mehreren Jahren laufenden Militäroperation der Armee, unterstützt von UN-Blauhelmen. Von der ADF hat man zuletzt wenig gehört, aber derweil werfen lokale Politiker hohen Armeeoffizieren vor, mit der ADF unter einer Decke zu stecken und den Konflikt künstlich zu verlängern, um einen Vorwand für ihre Forderungen nach neuen Waffen und mehr Geld zu bekommen. Unter dem lokalen Nande-Volk sind Selbstverteidigungsmilizen entstanden, die gegen die Armee sowie andere Ethnien kämpfen.

Nande-Rebellenführer sollen sich jüngst in den Vorstädten von Beni zusammengetan haben, um ihre Aktivitäten zu koordinieren. Vor zwei Wochen stürmten unidentifizierte Angreifer das Zentralgefängnis von Beni und befreiten 930 Häftlinge, darunter rund 200 Kämpfer bewaffneter Gruppen und ADF-Führungsmitglieder.

Strategie staatlicher Akteure?

Vergangene Woche meldete sich nahe Beni eine „Revolutionäre Nationalbewegung“ (MNR) zu Wort und blies zur „Befreiung“ von Kabila und von der „ausländischen Besatzung“. Ihr angeblicher Sprecher John Mangaiko sagte, die MNR sei eine „revolutionäre Bewegung ohne Chefs“. Am Donnerstag reklamierten MNR-Kämpfer den Angriff auf Beni für sich. Sie hätten auf „Provokationen“ reagiert.

Viele kongolesische Beobachter halten Vorfälle wie den Angriff auf Beni für Teil einer Strategie staatlicher Akteure, Unsicherheit zu schüren, um die schon längst überfälligen freien Wahlen unmöglich zu machen.

Der Angriff auf Beni erfolgte wenige Stunden, nachdem der UN-Sicherheitsrat am 21. Juni die geltenden Sanktionen gegen kongolesische Verantwortliche, die „Frieden, Stabilität und Sicherheit“ im Kongo untergraben, um ein weiteres Jahr verlängerte und Kongo zur Zusammenarbeit mit unabhängigen UN-Ermittlungen aufforderte.

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