Kopierrekord für „Game of Thrones“: Das Kompliment der Netzpiraten

Die neue Folge der Fernsehserie „Game of Thrones“ ist von so vielen Nutzern schwarzkopiert worden, wie keine andere Datei im Netz. Die Produzenten scheint das nicht zu stören.

Manche fühlen sich in der Gesellschaft von Spitzbuben wohl: Szene aus „Game of Thrones“. Bild: RTL II

BERLIN taz | 4,4 Millionen Menschen saßen am Sonntag vor dem Fernseher, um die ersten Bilder der pubertierenden Drachenkinder von Westeros zu sehen. Die Premiere der dritten Staffel der Fantasy-Serie „Game of Thrones“ brach dabei vor allem die eigenen Rekorde: Die erste Folge der zweiten Staffel hatte noch 3,9 Millionen Zuschauer, die letzte Folge 4,2 Millionen. Doch der Staffelauftakt hat noch einen weiteren Rekord eingesammelt: Die Schwarzkopien der Folge sind die bislang am meisten nachgefragten Dateien im Internet.

Der IT-Blog Torrentfreak berichtete, dass wenige Stunden nach der Premiere mehr als 150.000 Nutzer die Datei über die Filesharing-Technik BitTorrent verbreiteten. Zuletzt hatte eine Folge der Science-Fiction-Serie „Heroes“ vor fünf Jahre für so viel Nachfrage gesorgt. Insgesamt sei die Datei innerhalb eines Tages mindestens eine Million Mal heruntergeladen worden. Hinzu kommen Abrufe der Folge über Streaming-Dienste, bei denen die Nutzerzahlen nicht öffentlich erfassbar sind.

Die hohe Nachfrage für Schwarzkopien liege daran, dass „Game of Thrones“ nicht gleichzeitig weltweit verfügbar ist, mutmaßt Torrentfreak. Allerdings sei ein großer Teil der Kopierer aus den USA, was darauf hindeute, dass sie die Gebühren des Pay-TV-Senders HBO umgehen wollten, der die Serie produziert.

Das alles kommt für den Sender nicht als Überraschung: Bereits im vergangenen Jahr war die Serie an der Spitze der am meisten schwarzkopierten Fernsehsendungen. Die Folgen seien mit 4,2 Millionen Mal so oft illegal heruntergeladen worden, wie sie legal im Fernsehen bei der Erstausstrahlung geschaut wurden.

Hoffen auf die Qualität

Diese etwas zweifelhafte Ehre wird bei HBO einerseits als Problem empfunden, allerdings als ein lösbares. Im März hatte Vizechef Jeff Cusson bekanntgegeben, dass die Serie innerhalb einer Woche weltweit erscheinen werde. Zugleich gibt es Gerüchte, HBO wolle seinen Onlinevertrieb weiterentwickeln, um den Schwarzkopien auch ein legales Angebot entgegenzustellen.

Andererseits scheint der Sender von der Statistik erfreut. Darauf angesprochen bezeichnete Programmchef Michael Lombardo sie als „Kompliment“ und sagte, die Schwarzkopien hätten keinen negativen Einfluss auf das DVD-Geschäft und kokettierte: „Ich bin über die Qualität der illegalen Kopien besorgt. Ich hoffe, dass die geklauten Versionen den außerordentlichen Produktionswerten der Show entsprechen.“ Die „Game of Thrones“-Polizei sei noch nicht ausgeschickt worden. Zum Glück, schließlich möchte sich niemand mit einem, den Wlanrouter zerbeißenden Schattenwolf im Wohnzimmer wiederfinden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.