Kostenloses WLAN in Hamburg: Der weite Weg zum öffentlichen WLAN

Die Stadt Hamburg will das kostenlose öffentliche WLAN-Angebot weiter ausbauen, doch das ist ein recht mühevolles Unterfangen.

Eine Frau macht im Hamburger Hafen ein Selfie.

Endlich ohne Ende Selfies posten: freies WLAN würde es möglich machen Foto: dpa

HAMBURG taz | „Heimat ist für mich da, wo ich freies WLAN“, habe. Diese Antwort eines Schülers, auf die Frage, was Heimat ist, hat es Mediensenator Carsten Brosda (SPD) angetan. Und damit sich mehr Einwohner und Besucher der Stadt heimisch fühlen, will der Senat innerhalb von etwa zwei Jahren „innerhalb des Ring 1 flächendeckend kostenloses WLAN“ anbieten. Ring 1 ist der traditionelle Wallring, der den ursprünglichen Kern der Stadt umschließt und entlang der Innenseite der Hamburger Wallanlagen, verläuft.

Derzeit wird gerade der Rathausmarkt für den Empfang des kostenlosen WLAN-Netzes „Moby-Klick“ ausgerüstet. Der Gänsemarkt folgt in den nächsten Wochen, danach die ABC-Straße und die Colonnaden. Die Mönckebergstraße ist nächstes Jahr dran, ein flächendeckendes WIFI-Angebot von der City bis hin zu den Landungsbrücken steht anschließend auf der Agenda. Aber auch in Einkaufsstraßen wie der Wandsbeker Chaussee soll der Ausbau zügig vorangetrieben werden.

Dagegen sind Speicherstadt, Reeperbahn und Hafencity, aber auch Busse und Bahnen schon fast ausnahmslos online. Bis Ende diesen Jahres soll auf allen U-Bahnhaltestellen freier Empfang herrschen.

Zudem soll der Ausbau des freien WLAN mit der Einbindung der Filialen der Hamburger Sparkasse (Haspa) vorangetrieben werden. Alle 130 Filialen sowie die Kundenzentren sollen binnen eines Jahres mit sogenannten Access Points in das freie Moby-Klick-Netz eingebunden werden, kündigten Haspa-Vorstand Jürgen Marquardt und der Geschäftsführer des Netzbetreibers Willy.tel, Bernd Thielk, am Dienstag an. Innerhalb der Gebäude und in einem Umkreis von bis zu 200 Metern könne dann jeder schnelles und kostenloses Internet nutzen.

Seit 2016 arbeitet die Stadt mit Willy.tel daran, das freie WLAN-Netz auszubauen.

Gut 1.000 Hotspots gibt es im Stadtgebiet.

Das Netz wird privatwirtschaftlich, ohne steuerliche Zuschüsse betrieben.

Der CDU geht die WLAN-Offensive nicht weit und vor allem nicht schnell genug. „Hamburg bleibt beim WLAN Provinz statt Weltstadt“, murrt der CDU-Fachsprecher für digitale Wirtschaft, Carsten Ovens. „Der geplante Ausbau dauert viel zu lange“, findet Ovens, „was in Metropolen wie Barcelona, Tel Aviv oder New York längst Realität ist, scheint in Hamburg noch ein weiter Weg zu sein“.

Doch das ist kein Hamburger Problem: Anders als in Osteuropa, Israel, den USA, China, Südkorea, Frankreich oder Großbritannien sind öffentliche WLAN-Netze in Deutschland noch längst keine Selbstverständlichkeit. „Deutschland hinkt beim Ausbau der digitalen Infrastruktur noch immer hinterher“, klagt auch der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Hansjörg Schmidt. Deshalb sei es für „Hamburg wichtig, dass wir aufholen“.

Laut einer Studie des Verbands der deutschen Internetwirtschaft von 2014 gab es in ganz Deutschland gerade mal rund 15.000 freie Hotspots, in Südkorea aber 187.000. Von einer lückenlosen WLAN-Abdeckung ist Hamburg derzeit noch weit entfernt. Matthias Marx, Sprecher des Freifunks Hamburg, betont: „Die Stadt ist sehr groß und jeder Zugangspunkt hat nur eine Reichweite von etwa 20 bis 30 Metern.“

Das Online Magazin Fink.Hamburg hat Moby-Klick vergangenen Sommer getestet. Der Login ins freie Stadtnetz sei zwar einfach, allerdings breche die Verbindung zwischen den einzelnen Hotspots immer wieder ab. Die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 1Gbit/s sei im Test nie erreicht worden, und auch in den Bussen sei „die Signalqualität ausbaufähig“.

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