Kreuzberg am 1. Mai: Myfest mit Anspruch

Langsam kommt Kreuzberg am 1. Mai in die Gänge, dafür wird es dann umso voller. Eindrücke aus dem Kiez rund um die Oranienstraße.

Viele Menschen in einer Straße

Die Oranienstraße gewohnt voll Foto: dpa

BERLIN taz | Mittags sind die BerlinerInnen noch nicht ganz wach. Am Oranienplatz sind alle Straßenschilder mit „Ballermann 36“ überklebt. Auf der HipHop-Bühne gegenüber des mit Absperrzäunen gut gesicherten und offensichtlich geschlossenen Hotels Orania versucht es die HipHop-Crew „Auftakt Berlin“ mit verbaler Animation. Klappt aber nicht so toll. Erst als die Jungs ihren Song „Das ist mein Berlin, ich zeig dir die Regel“ anstimmen, kommt Bewegung in die Massen vor der Bühne. Und das mit dem Biertrinken, Cocktailschlürfen, Bratwurstessen und Kiffen geht auch schon ganz gut. Also alles wie immer beim Myfest, der mittlerweile 15. Auflage: Friede, Freude, Köfte.

Nicht ganz. Gegen 14 Uhr verstummt die Punkband Antiligent auf der Core-Tex-Bühne am Ende der Oranienstraße, Richtung Görli. Auf dem Gehweg hämmern in schwarze Anzüge gekleidete Gestalten mit Anonymous-Masken Kreuze in die Erde. Sie beerdigen die Kreuzberger Mischung – symbolisch. Auf einem Schild steht die Frage „Was sind die Opfer der Gen­trifizierung?“ Es handelt sich um eine Aktion einer Handvoll von AnwohnerInnen aus dem Kiez.

Einst war es die taz, die auf taz.de anlässlich des 1. Mai den Liveticker erfand, auf dem wir permanent berichten, was geschieht: In Reportageschnipseln, nachrichtlich und über Skurriles am Rande des Geschehens. Auch in diesem Jahr liefern Reporter*innen Texte, Analysen und Aktuelles für unseren Liveticker.

In diesem Jahr haben wir unser Angebot um ein Versuchsprojekt ergänzt, das es so noch nie gab: Mit der ganztägigen taz-#Maischalte, der größten Livestream-Konferenz der Republik. Was das soll, erklärt Martin Kaul im Hausblog.

„Wir treffen uns erst seit zwei Wochen“, sagt Chao­ta, „das hier ist unsere erste Aktion“. Magoscha ergänzt: „Alle jammern immer nur, wie schlimm alles ist auf dem Wohnungsmarkt. Alle sind wie gelähmt. Keiner tut und sagt etwas, um ja nichts zu riskieren. Aber wir sind viele, wenn wir uns zusammenschließen – das zeigen wir mit dieser Aktion.“ Und das klappt mit einfachen wie spektakulären Mitteln. Ein bisschen Politik in einem Meer aus ausgelassener Partystimmung.

Am Oranienplatz schlafen derweil die Ersten ihren Feiertagsrausch aus. Und am Himmel dröhnt der Polizeihubschrauber. Kurz vor 17 Uhr schließen die Tore am Görlitzer Park wegen Überfüllung.

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