Kritik an TTIP vor Agrarmesse in Berlin: Die Zukunft der Rostbratwurst

Auch das Freihandelsabkommen TTIP wird Thema auf der Grünen Woche sein. Umweltschützer warnen vor einer Deregulierung der Agrarwirtschaft.

Fleischwaren aus Österreich auf der Grünen Woche. Was passiert mit ihnen, wenn TTIP kommt? Bild: dpa

BERLIN taz | Zum Start der weltgrößten Agrarmesse Grüne Woche in Berlin haben Umweltschützer und Ökobauern vor einer immer stärkeren Liberalisierung des globalen Nahrungshandels auf Kosten von Verbraucherrechten gewarnt. Bei der geplanten Freihandelszone mit den USA (TTIP) seien europäische Umwelt- und Lebensmittelstandards in Gefahr, kritisierte der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger. Bundesregierung und EU-Kommission versicherten dagegen, Schutzregeln zu bewahren.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) versprach, trotz TTIP seien eine Absenkung der europäischen Qualitätsstandards bei Lebensmitteln nicht zu befürchten. Diese Standards seien „nicht verhandelbar“. Er sei zuversichtlich, dass man diesen Standpunkt auch bei den Verhandlungen um das Freihandelsabkommen behaupten könne.

EU-Agrarkomissar Phil Hogan betonte in Berlin, auch bei Produkten mit geschützten geografischen Angaben werde es keine Änderungen bei Standards geben. TTIP stelle also keine Gefahr für „Nürnberger Rostbratwürstchen“ oder „Schwarzwälder Schinken“ dar. „Ich versichere: An unserem System geschützter regionaler Angaben ändert sich nichts“, sagte Hogan.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, beklagte dagegen ein „Klima der Ausgrenzung“ in der Debatte. Der Ton sei in den letzten Monaten schroffer geworden: „Teilweise wird versucht, kampagnenartig und mit falschen Behauptungen Stimmung gegen redliche Bauernfamilien zu machen.“

Umweltorganisationen, Öko- und Kleinbauernverbände fürchten um eine bäuerliche Landwirtschaft mit kleineren Höfen durch das Freihandelsabkommen. Kern der TTIP-Verhandlungen sei „die weitere Ausdehnung des agrarindustriellen Produktionsmodells nach amerikanischem Vorbild“, heißt es in einem „Kritischen Agrarbericht“ zur Grünen Woche. Der Vorsitzende des Naturschutzbunds (Nabu), Olaf Tschimpke, nannte eine weitere Globalisierung der Land- und Ernährungswirtschaft nicht akzeptabel.

Der weltweite Agrarhandel ist eines der Themen der Grünen Woche, bei der sich bis zum 25. Januar 1658 Aussteller aus 68 Ländern zeigen. Nach der Auftaktfeier am Donnerstagabend öffnete die Messe am Freitag für Besucher. In 26 Hallen können sie internationale Speisen probieren und sich über Landwirtschaft informieren. Partnerland ist in diesem Jahr Lettland. Insgesamt erwartet die Messe 400.000 Gäste.

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