Kürzungen bei Opel: Harter Stellenabbau geplant

Die neuen Chefs ziehen die Kostenschraube auch in deutschen Werken an: Die IG Metall fürchtet um die Standorte Eisenach und Kaiserslautern.

Ein Arbeiter trägt ein Teil eines Opel Corsa auf dem Kopf

Steht auf der Kippe: Opel-Produktion im Werk in Eisenach (Archivbild 2009) Foto: ap

BERLIN taz | Knapp ein Jahr nach der Übernahme durch den französischen Konzern PSA stehen offenbar harte Einschnitte in den deutschen Opel-Werken bevor. Die Werke in Eisenach und Kaiserslautern sind zumindest gefährdet.

Die Belegschaft im thüringischen Eisenach könnte von derzeit rund 1.800 auf knapp 1.000 Leute schrumpfen, wenn die aktuelle Produktionsplanung umgesetzt werde, hieß es am Mittwoch in Kreisen der IG Metall. Der Betriebsrat rief für diesen Donnerstag zu Betriebsversammlungen ein, um über die „aktuelle Entwicklung zu informieren“. In einem Flugblatt hieß es, „PSA und die Geschäftsleitung nehmen billigend den Bruch von Tarifverträgen in Kauf“.

Im Februar 2017 hatte PSA (Peugeot, Citroën) bekannt gegeben, Opel und die britische Schwesterfirma Vauxhall für 2,2 Milliarden Euro von General Motors zu übernehmen. Beide hatten unter dem US-Konzern seit 1999 keinen Gewinn mehr erzielt und galten als Sanierungsfall. Derzeit arbeiten für Opel/Vauxhall in zehn Werken in Europa 37.000 MitarbeiterInnen, davon 19.000 in Deutschland. Sie sind noch bis Ende 2018 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Allein 2017 fuhr Opel 179 Millionen Euro Minus ein.

Jetzt gibt es Investitionszusagen nur noch gegen Lohnzugeständnisse. In Deutschland gibt es zwar bereits Kurzarbeit und Frühverrentungen, aber die neuen Bosse wollen mehr. Insider sprechen von einem „Clash der Kulturen“ zwischen deutscher ­Mitbestimmungstradition und der zentralistischen Konzernführung französischer Prägung.

Einsparungen in Großbritannien und Spanien

„Erfolge“ hat der neue Chef Michael Lohscheller bereits bei der britischen Opel-Schwester Vauxhall und in Spanien erzielt: Im Astra-Werk Ellesmere Port müssen 600 Leute gehen. Auch für das größte Opel-Werk in Saragossa wurden Einschnitte vereinbart, um dort den neuesten Corsa zu bauen. Bis 2023 verzichten die Arbeiter auf größere Lohnsteigerungen, arbeiten flexibler und verlieren Zuschläge.

Am Montag hatte PSA die Zusage für ein neues Modell für Eisenach auf Eis gelegt. Nun soll dort nur noch ein Geländewagen statt der bislang zwei Modelle Adam und Corsa montiert werden, berichtet die IG Metall. Angeblich soll dafür von drei auf zwei Schichten umgestellt werden.

Flugblatt

„PSA und die Geschäftsleitung nehmen billigend den Bruch von Tarifverträgen in Kauf“

Auch nicht gut sieht es für das Komponentenwerk Kaiserslautern mit seinen etwa 2.100 Mitarbeitern aus. Es steht im Wettbewerb mit dem Werk in Wien und einigen PSA-Standorten, und die Produkte aus Kaiserslautern sind wenig zukunftsträchtig: „Verbrennungsmotoren und Getriebe sind nicht das große Geschäft von morgen“, sagte der Duisburger Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer.

Auch die 1.600 Opel-Händler in Europa müssen bangen. Am Dienstag wurde bekannt, dass ihre Verträge gekündigt wurden. In Deutschland gibt es 385 Autohäuser mit dem Blitz. Nur 12 dieser Betriebe solle kein neues Angebot gemacht werden, mit den anderen Vertriebsstellen werde neu verhandelt, sagte Deutschlandchef Jürgen Keller.

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