LBB-Datenskandal 1: Weihnachtsstollen auf Kreditkarte

Der Skandal um geklaute Kreditkarten-Daten der Landesbank ist aufgeklärt. Zwei Kuriere mampften einen Stollen, der an die "FR" adressiert war. Hinterher schickten sie der Zeitung statt dessen das Datenpaket.

Wurde irgendwie mit einem Christstollen verwechselt... die LBB. Bild: AP

Diese Geschichte ist kein Scherz, und lustig auch nur auf den ersten Blick: Hinter dem Skandal um gestohlene Kreditkarten-Daten von Kunden der Berliner Landesbank (LBB) steckt die Lust zweier Kurierfahrer auf Weihnachtsstollen. Nach Ermittlungen der Frankfurter Staatsanwaltschaft stahlen zwei Kuriere in der vergangenen Woche in einem Verteilungszentrum in Mainz den Stollen, den eine Stuttgarter Firma an Uwe Vorkötter, Chefredakteur der Frankfurter Rundschau, schicken wollte. Sie verspeisten das Weihnachtsgebäck. Um den Raub zu vertuschen, tauschten die Fahrer das Paket mit einer Sendung für die LBB aus - und verursachten damit einen der größten bundesweiten Datenskandale der vergangenen Jahre.

"Eine bessere Geschichte hätte man in der Vorweihnachtszeit nicht erfinden können", kommentierte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Freitag den Vorfall. Noch nie habe ein Fachkommissariat mit so großem Personalaufwand den Diebstahl eines Weihnachtsstollens ermittelt.

Eine Woche zuvor hatte die Redaktion der Frankfurter Rundschau ein anonym aufgegebenes Päckchen mit tausenden Daten von Kreditkarten-Kunden der LBB erhalten. Dabei waren acht Briefe mit Geheimnummern; etwa 130.000 Kreditkartenbesitzer der LBB selbst sowie vom ADAC, von Amazon und von Air Berlin sind betroffen; die Bank gab im Auftrag dieser Firmen Kreditkarten aus.

Die Daten waren auf einer Fahrt vom Abrechnungsdienstleister Atos zur LBB nach Berlin verschwunden. Die vertraulichen Informationen - darunter Namen, Kontonummern und detaillierte Buchungsvorgänge - waren auf Mikrofiches gespeichert.

Die 27 und 35 Jahre alten Täter seien geständig, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft weiter. Ihnen wird Diebstahl und Unterdrücken von Postsendungen vorgeworfen. "Die konnten nicht wissen, was in dem Päckchen ist", sagte die Sprecherin. Nach taz-Informationen arbeiteten die Täter für ein Subunternehmen des Kurierdienstes GLS, der für die Firma Atos Worldline - wiederum ein Dienstleister im Auftrag der LBB - die Pakete nach Berlin bringen sollte.

Hier setzt die Kritik des Berliner Grünen-Abgeordneten Benedikt Lux an: Im Grunde genommen sei die Geschichte nicht lustig. "Es verdeutlicht die Umstände, wie in Deutschland mit hochsensiblen Daten umgegangen wird", sagte er. "Am Ausmaß des Skandals ändert das wenig." Zumindest sei nun ausgeschlossen, dass die Daten auf dem Weg zur Frankfurter Rundschau in die Hände Dritter gelangt sind.

Die LBB wollte sich nicht zu den Entwicklungen äußern. FR-Chefredakteur Vorkötter wies indes auch auf den ernsten Hintergrund der Geschichte hin. "Wir wissen jetzt eben, dass nicht schwerste kriminelle Energie, sondern andere Motive dahinter steckten", sagte er der taz.

Ihm sei seit einigen Tagen klar gewesen, dass das Paket der Stuttgarter Firma irgendwo abgeblieben sein musste - nur wo der Tausch stattgefunden hatte, das war eben nicht bekannt. "Letzte Woche hatten wir den Mikrofiche auf der Seite eins, jetzt kommt eben der Stollen."

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