Libanon-Fotoreportage: Klasse 6c und die Flüchtlinge

Eine Fotoreportage in der taz bewegt Lübecker SchülerInnen.

Marian, 17 Jahre alt, aus Damaskus, lebt seit 18 Monaten im Flüchtlingslager Rajab Marej, Libanon. Bild: Ludwig Rauch

In der taz.am wochenende vom 7. Juni druckten wir die gemeinsame Fotoreportage (hier als PDF zum Download) des Fotografen Ludwig Rauch und des freien Journalisten Jochen Brenner ab.

Mit Unterstützung des Kinderhilfswerks World Vision reisten sie in den Libanon und besuchten dort syrische Flüchtlingsfamilien. Keine ungefährliche Reise, wie Jochen Brenner der taz berichtete, denn Entführungen westlicher Staatsbürger sind auch im Libanon ein lukratives Geschäft für militante Gruppen. World Vision brachte sie an einem sicheren Ort unter und sorgte dafür, dass sie in einem gesicherten Umfeld arbeiten konnten. Die warmherzige Gastfreundschaft der syrischen Familien in den Flüchtlingscamps beseitigte letzte Bedenken um die eigene Sicherheit.

Ein großer Ausflug

Brenner und Rauch konzentrierten sich bewusst auf die Kinder, von denen viele glaubten, die Flucht sei nur ein großer Ausflug. Doch ihre merklich gealterten Gesichter verrieten ihnen, so Brenner, dass die Kinder bereits Schreckliches erlebt haben mussten. 

Aus Sicht Jochen Brenners ist die unterbrochene Schuldbildung das größte Problem, das die Kinder in ihrer zukünftigen Entwicklung behindert. Zwar können Flüchtlingskinder vereinzelt staatliche Schulen im Libanon besuchen, doch für die meisten bleiben nur improvisierte Schulen in den Camps. Keine zweihundert Kilometer entfernt, in Beit Dschala in Palästina, steht eine deutsche Schule. Dort können palästinensische Kinder Bildungsabschlüsse bis hin zum deutschen Abitur erlangen.

Fototreportage über Gleichaltrige in Krisengebieten

taz-Leser Johannes Niehaus unterrichtete dort bis 2013 unter anderem Deutsch und arbeitet heute am Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium in Lübeck. Während Niehaus beim Blick auf Nachrichten aus dem Nahen Osten eine sehr deutliche Vorstellung davon hat, wie sich die Menschen vor Ort fühlen, haben seine Sechstklässler selten überhaupt Nachrichten gesehen.

Eine von einem Schüler aus Lübeck angefertigte Zeichnung.

Die Fotoreportage in der taz kam ihm da wie gerufen. Er erklärt der taz, wie er die Doppelseite mit in die Klasse brachte und Arbeitsaufträge dazu verteilte. Sein Ziel war es, den Blick der Kinder zu weiten und sie mit den Schicksalen Gleichaltriger in Krisengebieten vertraut zu machen. 

Briefe in Arabisch

Stolz berichtet Niehaus, wie viel Empathie die Kinder für ihre Altersgenossen aufbrachten und wie sie Briefe schrieben (manche sogar in Arabisch), Zeichnungen anfertigten und Geschenke sammelten. Niehaus und seine SchülerInnen wollen nun ein Carepaket der besonderen Art in den Libanon schicken.

Sie hoffen, den Kindern vor Ort so Freude, Hoffnung und Zuversicht spenden zu können. Es wäre das Beste, was aus der Fotoreportage von Jochen Brenner und Ludwig Rauch entstehen könnte.

Manuel Schubert