Madrid und Barcelona: Programm der Reise

vom 19. bis 27. Oktober 2019

In einem Straßencafé in Madrid Bild: Archiv

1. Tag (Samstag)

Individuelle Anreise nach Madrid. Bis gegen 17 Uhr sollten alle Reisenden eintreffen. Reiseleiter Reiner Wandler begrüßt die Reisenden im Hotel und wird in das Programm der Reise einführen. Anschließend geht es zum Abendessen in ein Restaurant.

2. Tag (Sonntag)

Nach dem Frühstück treffen wir Vertreter neu entstandener Medien, die uns über die Krise der großen spanischen Zeitungen sowie ihre Projekte berichten. Darunter der Chefredakteur der Monatszeitung Marea, Thilo Schäfer, dessen Projekt sich am taz-Genossenschaftsmodell orientiert. Der Universitätsprofessor Miguel Alvárez zeichnet uns ein Bild der Presselandschaft. Blogger und Twitteraktivist @fanetin berichtet über neue Wege des Bürgerjournalismus.

Nachmittags lernen Sie bei einem geführten Rundgang Madrid und seine Sehenswürdigkeiten näher kennen.

Der Prado in Madrid - eines der berühmtesten Kunstmuseen der Welt Bild: Archiv

Abends steht noch ein gemeinsames Essen auf dem Programm.

3. Tag (Montag)

In Spanien entstanden in den letzten Jahren überall in Folge der Unzufriedenheit mit Krise, Sparpolitik und Korruption Basisinitiativen, die einen tiefgreifenden Wandel anstreben. Podemos und die neuen Gemeindeverwaltungen wie zum Beispiel in Madrid oder Barcelona sind der politische Ausdruck dieses Wunsches nach Veränderung.

Am Vormittag lernen wir mit Jorge Moruno einen der Mitbegründer eben jener neuen Partei Podemos kennen. Moruno war in den ersten Jahren für den politischen Diskurs der jungen Formation zuständig. Er und Clara Serra, die ebenfalls dem Parteivorstand angehört und eine der Stimmen des neuen Feminismus in Spanien ist, werden über die Entstehungsgeschichte von Podemos referieren, ohne die zukünftigen Herausforderungen, die internen Widersprüche und Krisen zu vergessen.

Im Mai 2015 wurde bei den nächsten Kommunalwahlen mit der Richterin Manuela Carmena in Madrid und der Aktivistin Ada Colau in Barcelona zwei Bürgermeisterinnen gewählt, die dieser Bewegung nahestehen. Auch andere Großstädte, wie Compostela, Valencia oder Zaragoza, sowie viele kleiner Kommunen haben eine "Verwaltung des Wandels", wie dies in Spanien genannt wird.

Am Nachmittag werden wir einige dieser Initiativen und ihrer Vertreter kennenlernen. Wir treffen auf die sogenannten Mareas (Fluten), Bewegungen, die basisdemokratisch gegen Kürzungen und Privatisierungen ankämpfen und immer wieder Hunderttausende mobilisierten. Professorin und Gewerkschafterin Isabel Galvín, Mitgründerin der Marea Verde (Grüne Flut) wird uns über den Kampf gegen die Privatisierung im Schulwesen aufklären. Die Ärztin Mónica García gehört zu den Gründern der Marea Blanca (Weiße Flut). Heute sitzt sie für Podemos im Madrider Regionalparlament.

Protestdemo der Marea Blanca - einer Basisbewegung gegen Kürzungen im Gesundheitssystem Bild: Archiv

Und die Sprecherin der Stadtverwaltung Madrids – Rita Maestre - berichtet von der neuen Kommunalpolitik unter Bürgermeisterin Manuela Carmena.

Zum Abschluss des Tages gibt es Abendessen in einem Restaurant.

4. Tag (Dienstag)

Bei einem vormittäglichen Rundgang durch die Altstadt Madrids zeigt uns Architekt Jon Aguirre Such – einer derer, die am 15. Mai 2011 auf die Straßen riefen – die Folgen der Gentrifikation und seine alternative Ansätze für Städteplanung. Begleitet wird er von Daniel Sorando, Autor des Buches "First we take Manhattan", Standardwerk über die Veränderung, die in den spanischen Großstädten vor sich geht.

Am Nachmittag ist noch ein Treffen mit der in Spanien zu neuer Kraft gekommen Frauenbewegung geplant.

Bei einem gemeinsamen Essen klingt der Tag aus.

5. Tag (Mittwoch)

Heute unternehmen wir einen Ausflug nach Toledo. Die Stadt am Tajo ist etwa 65 km von Madrid entfernt. Wir machen diesen Tagesausflug mit der Bahn.

Toledo gilt als die Stadt mit den meisten Sehenswürdigkeiten Spaniens. Die Altstadt wurde schon 1986 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Blick auf die Altstadt von Toledo - UNESCO-Weltkulturerbe seit 1986 Bild: Archiv

Zunächst werden wir uns also folglich die Altstadt ansehen, und im Anschluss mit Rosa Prieto von der Umweltinitiative "Río Tajo Vivo" (Lebendiger Fluss Tajo) über eines der schwerwiegendsten Probleme Spaniens reden. Das Wasser und wie es mittels langer Pipelines und Kanäle von wasserreichen Landesteilen in Tourismus- und Landwirtschaftsregionen überführt wird. Des einen Vorteil ist des anderen Nachteil, was Wirtschaft und was Umwelt angeht, wie man in Toledo beispielhaft erleben kann. Denn der Tajo verliert auf diese Weise immer mehr Wasser und veralgt - tote Fische sind nue eine Folge, dieser staatlichen Misswirtschaft.

In Toledo werden wir auch gemeinsam essen. Anschließend geht es abends per Bahn zurück nach Madrid.

6. Tag (Donnerstag)

Am heutigen Morgen geht es nach dem Frühstück mit dem modernen Hochgeschwindigkeitszug AVE nach Barcelona. (ca. 3,5 Stunden). Wir werden dort gegen Mittag ankommen. Nach dem Check-In im Hotel begeben wir uns auf einen geführten Stadtrundgang.

In Barcelona selbst werden wir mit der alten Fabrik Can Batllo eines der großen Alternativprojekte der Stadt besuchen. Wir treffen auf Aktivisten der "Plattform der von Hypotheken Betroffenen" – der PAH. Diese Initiative, die gegen die Zwangsräumungen von Wohnungen kämpft, wurde einst von Barcelonas Bürgermeisterin Ada Colau mitbegründet.

Demonstration der "Plattform der von Hypotheken Betroffenen" PAH gegen Zwangsräumungen Bild: Archiv

Dort werden wir voraussichtlich auch zu Abend essen.

7. Tag (Freitag)

Heute steht die Kultur Kataloniens im Mittelpunkt unseres Tagesprogramm. In der Stadt Badalona, etwa 10 km von Barcelona entfernt, treffen wir auf Vertreter verschiedener Initiativen. Ricardo Abellán, Präsident des Orfeo berichtet uns über seinen Verein, der sich seit Zeiten der Franco-Diktatur um Musik, Tanz und Theater kümmert, um so Sprache und Kultur aufrechtzuerhalten. Der Geschichtslehrer Nil Rider leitet die örtlichen Castellers. Dies ist einer der Vereine, die bis zu 12 Meter hohe menschliche Pyramiden bauen. Wir werden sie beim Training beobachten können. Forscherin Mònica Nadal von der Stiftung Jaume Bofill berichtet über die katalanische Sprache im Schulsystem.

Bei einem gemeinsamen Abendessen ist Zeit, über die Eindrücke des Tages zu sprechen.

8. Tag (Samstag)

In Barcelona geht es heute mitten hinein in die Problematik der Unabhängigkeitsbewegung. Wir treffen uns mit Vertretern der beiden wichtigsten Initiativen für ein eigenständiges Katalonien, der Katalanischen Nationalversammlung (ANC) und der Kulturvereinigung Òmnium.

Demonstration der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung Bild: Archiv

Der Nachmittag steht zur freien Verfügung in Barcelona. Zum letzten gemeinsamen Abendessen treffen wir uns dann alle wieder.

9. Tag  (Sonntag)

Nach dem Frühstück gibt es noch einen letzten Programmpunkt: Simona Levi von der Initiative 15MpaRato berichtet über die Arbeit als Nebenkläger im Korruptionsverfahren gegen den ehemaligen Wirtschaftsminister, IWF-Präsident und Bankia-Chef Rodrigo Rato.

Anschließend bleibt noch Zeit, die Erfahrungen der Reise zu besprechen. Danach heißt es von Barcelona Abschied nehmen. Die TeilnehmerInnen fliegen (individuell) zurück nach Deutschland - oder setzten individuell ihre Reise in Spanien fort.

Umstellungen und Änderungen im Detail sind möglich. Stand: 18. Dez. 2018