Maledivische Opposition ist für Tourismus: „Nicht nur am Strand liegen“

Der ehemalige Außenminister der Malediven fordert von Touristen Unterstützung bei der Rückkehr des Inselstaates zur Demokratie.

ein Steg mit bastgedeckter Hütte in türkisfarbenem Wasser

Malediven: Es gibt weniger schöne Orte auf der Welt. Foto: dpa

BERLIN taz | Weiße Strände, Palmen, Sonne, klares Wasser, eine bunte Unterwasserwelt: Die Malediven sind ein Touristenparadies im Indischen Ozean und 2016 Partnerland der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin. Die weltgrößte Reisemesse, die am Mittwoch beginnt, soll noch mehr Besucher in den Inselstaat bringen. Dabei wird das Land seit dem Sturz seines ersten demokratisch gewählten Präsidenten vor vier Jahren wieder autoritär regiert.

„Die Situation verschlechtert sich rapide“, sagte der ehemalige Außenminister Ahmed Naseem am Montag in Berlin. Er verweist auf die Verhaftung von Oppositionellen, Beschränkung des Rechtsstaats und der Medienfreiheit sowie die Ausbreitung des islamischen Fundamentalismus. Zum Boykott ruft Naseem aber nicht auf.

Der Tourismus als dominanter Wirtschaftszweig sei für die Bevölkerung zu wichtig. Auch Naseem setzt auf den Tourismus: „Wir wollen, dass noch mehr Besucher kommen, aber dass sie nicht nur am Strand liegen, sondern hinter die schöne Fassade schauen und sehen, wie unsere Demokratie zerstört wurde.“

Naseem gehört wie der 2012 von Sicherheitskräften gestürzte Präsident Mohamed Nasheed der Demokratischen Partei (MDP) an. Wie der einstige Menschenrechtsaktivist Nasheed saß auch Naseem während der 30-jährigen Herrschaft des früheren Präsidenten Maumoon Abdul Gayoom mehrere Jahre im Gefängnis. Der ehemalige Präsident wurde unter der heutigen Herrschaft von Gayooms Halbbruder zu 13 Jahren Haft verurteilt und wird gerade in London medizinisch behandelt. Sein ehemaliger Außenminister lebt inzwischen im Exil in Sri Lanka.

Partnerland der ITB

Naseem appelliert an deutsche Touristen: „Helfen Sie uns, zur Demokratie zurückzufinden.“ 100.000 Deutsche, die zweitgrößte ausländische Gruppe, reisen jedes Jahr in den Archipel. „Je mehr Touristen kommen, desto mehr werden sie über unsere Situation sprechen, was uns helfen wird.“

Naseem gefällt deshalb, dass die Malediven Partnerland der ITB sind. „Das beinhaltet eine Verantwortung, die Demokratie zu fördern“, sagt er. „Deutsche Touristen sollten das auch von ihrer Regierung einfordern.“

Das Land mit 350.000 Einwohnern schafft es außer im Reiseteil nur selten in die internationalen Medien. Der Bundestagsabgeordnete Omid Nouripour, der als außenpolitischer Sprecher der grünen Fraktion Naseem einlud, sagt: „Ich hätte die Malediven ja nicht zum Partnerland der ITB gemacht. Aber inzwischen muss ich mich korrigieren: Das bringt jetzt Aufmerksamkeit für die Situation im Land. Und der Zusammenbruch des Tourismus dort wäre wirklich eine große Katastrophe.“

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