Marx-Engels-Gesamtausgabe: MEGA2 im Netz

Die Zukunft der editorisch vorbildlichen Gesamtausgabe ist gesichert. 35 Bände werden online erscheinen – und zwar mit offenem Zugang.

Metallstatuen von Marx (sitzend) und Engels (stehend) im Schnee

Halten jedem Wetter stand: Karl Marx und Friedrich Engels in Denkmalform. Foto: dpa

Editorische Großprojekte haben es schwer in einer Gesellschaft, die sich zwar gern als „Wissensgesellschaft“ drapiert, aber an der Organisation, Aufbereitung und Aufbewahrung des Wissens Geld und Zeit spart.

Wissenschaftliche Editionen sind teuer und langwierig. Das gilt auch für die „MEGA2“, das heißt für die zweite „Marx-Engels-Gesamtausgabe“, die 1972 in der DDR begonnen wurde und seit 1989 von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) weitergeführt wird. Die erste MEGA liquidierte Stalin im wörtlichen Sinne.

Bisher sind 63 Bände der weltweit anerkannten editorischen Spitzenleistung MEGA2 erschienen. Bis zum Abschluss sollten noch 50 Bände hinzukommen. Aber die Zeiten ändern sich – deshalb gehen jetzt auch Marx und Engels teilweise online. Es ist einfacher und in mancher Hinsicht praktikabler, solche Editionen ins Internet zu stellen. Die Entscheidung der BBAW für die „Fertigstellung der MEGA2 in neuer Form“ kann man nur weise nennen.

15 Bände mit den „Werken“, die schon begonnene Edition der „Londoner Hefte“, die „Ökonomischen Krisenhefte“ und die Exzerpte zur Agrochemie werden noch als Buchedition fertiggestellt. Die Bände dokumentieren die ungeheure Bandbreite von Marx‘ enzyklopädischem Konzept, die ganze Gesellschaft kritisch darzustellen.

Wissenschaftlich betreutes Online-Forum

Die übrigen 35 Bände – vor allem der Briefwechsel von Marx und Engels mit 2.000 Briefpartnern sowie Exzerpte und Notizen zu fast allen Wissensgebieten – erscheinen nicht mehr auf Papier, sondern mit offenem Zugang (“open access“) nur im Netz.

Um die Vorteile der Netzedition voll nutzbar zu machen, richtet die Redaktion ein wissenschaftlich betreutes Online-Forum ein, über das Ergänzungen, Präzisierungen und allfällige Korrekturen laufend in die Edition eingearbeitet werden können.

Gegen den vorherrschenden wissenschaftspolitischen Trend wurde die zeitgemäße Umformatierung der MEGA2 für volle 16 Jahre bewilligt und nicht an finanzielle Sparvorgaben geknüpft. Fachleute in der ganzen Welt sind der BBAW dankbar für ihren Mut, die auf weltweiter internationaler Kooperation beruhende Edition – mit Mitarbeitern aus Europa, Moskau, China und Japan – zu Ende zu bringen und nicht abzubrechen wie zahlreiche vergleichbare Vorhaben.

Für das Frühjahr ist der Band mit der „Deutschen Ideologie“ angekündigt, in dem zahlreiche Legenden ebenso kritisch zerstört werden wie zuvor der Mythos vom angeblich „dreibändigen Hauptwerk ‚Das Kapital‘ “ – diesen demontiert die zehn Bände umfassende Edition des Bergs aus Fragmenten, Entwürfen und Skizzen endgültig.

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