Massenproteste im Iran: Tausende fordern „Tod dem Diktator“

Die Wahlen stehen kurz bevor. Die Beerdigung eines kritischen Geistlichen wird im Iran zu einer Demonstration der Opposition.

Die Proteste bei der Beerdigung eines Geistlichen wenden sich gegen die iranische Führung Bild: dpa

BERLIN taz | Kurz vor den Präsidentschaftswahlen am 14. Juni ist es im Iran erstmals seit 2011 wieder zu Massenprotesten gekommen. Die Beerdigungsprozession von Ayatollah Jalaluddin Taheri in der Stadt Isfahan schlug am Dienstag in eine Demonstration gegen die iranische Führung um.

Im Internet kursieren Handyvideos, die Tausende Menschen zeigen, die in Sprechchören „Tod dem Diktator“ fordern. Das persische Programm der BBC meldet die Proteste ebenfalls.

Mit dem Diktator ist Irans geistlicher Führer Ali Chamenei gemeint, der wichtigste Mann im Staat, der bei allen politischen Entscheidungen das letzte Wort hat. Der Präsident indes hat sich dagegen nur um die Niederungen der politischen Alltagsgeschäfte zu kümmern.

Die Demonstranten verlangten auch die Freilassung der unter Hausarrest stehenden Oppositionspolitiker Mir Hussein Mussawi und Mehdi Karubi. Beide traten vor vier Jahren als Präsidentschaftskandidaten an.

Sie unterlagen dem amtierenden Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad. Die Vorwürfe wegen massiven Wahlbetrugs hatten die „Grüne Bewegung“ ausgelöst, die nur mit Gewalt und Massenverhaftungen unter Kontrolle gebracht werden konnte.

Heikler Zeitpunkt

Für die iranische Führung kommen die Demonstrationen zu einem sehr heiklen Zeitpunkt. Der Wächterrat hat erst jüngst die für die Opposition wichtigsten Präsidentschaftskandidaten ausgeschlossen, darunter auch den Expräsidenten und Vorsitzenden des Schlichtungsrates, Ali Akbar Hashemi Rafsandschani.

Das hat bei der Opposition große Enttäuschung hervorgerufen. Doch unter keinen Umständen will man die Wahlen durch eine neue Protestwelle gefährden. Das mag auch erklären, warum die Polizei in Isfahan nicht eingegriffen hat.

Die Opposition hat schon in der Vergangenheit Großveranstaltung genutzt, um gegen die politische Führung zu demonstrieren. Doch seit Jahren ist ihr das nicht mehr in solchen Massen gelungen.

Der am Sonntag im Alter von 87 Jahren verstorbene Ayatollah Jalaluddin Taheri sah sich als Reformer und gehörte zu den Geistlichen, die Chamenei sehr kritisch gegenüberstanden. Er führte in Isfahan 30 Jahre lang die Freitagsgebete, trat aber 2002 aus Protest gegen die politischen Verhältnisse zurück.

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