Meutereien an der Elfenbeinküste: Ex-Rebellen abermals mit Muskelspiel

Abgeriegelte Straßen, besetzende Soldaten – die ivorische Regierung bekommt eine neue Armeemeuterei nicht in den Griff.

Eine Frau hält ein Schild hoch, dahinter weitere Menschen

Proteste gegen die Meuterei in der Stadt Abidjan Foto: reuters

BERLIN taz | Eine neue Serie von Meutereien in der Armee erschüttert die Elfenbeinküste, und anders als noch vor wenigen Monaten bekommt die Regierung von Präsident Alassane Outtara die Lage offenbar nicht in den Griff. Am Sonntag, dem dritten Tag des Aufstands, blieb die zweitgrößte Stadt Bouaké von rebellierenden Soldaten besetzt, die Fernstraßen abriegelten und an Straßensperren Autos durchsuchten. Viele Menschen blieben aus Angst zu Hause. Die Stadt Abengourou im Osten des Landes war komplett abgeriegelt. Berichten zufolge hat es in Bouaké bei Schusswechseln fünf Verletzte gegeben. Auch in Abidjan, der Wirtschaftsmetropole und faktischen Hauptstadt des Landes, sind Schüsse gefallen.

Der in der Nacht zum Freitag begonnene Aufstand entzündet sich an der angeblichen Nichtumsetzung der finanziellen Vereinbarungen, mit denen die Regierung Ouattara eine große Militärrevolte im Januar beendet hatte. Damals war es um nicht gezahlte Neujahrsprämien in Höhe von 12 Millionen CFA-Francs (18.000 Euro) pro Soldat gegangen. Um die Meuterei zu beenden, sagte die Regierung 5 Millionen sofort zu und 7 Millionen in Raten ab Mai. Weil diese Raten auf sich warten lassen, gehen die Soldaten nun erneut auf die Straße.

Die Meuterer gehören vor allem zu den ehemaligen Rebellen, die bis zum Ende des ivorischen Bürgerkrieges 2011 die Nordhälfte des Landes kontrollierten, mit Bouaké als ihrer faktischen Hauptstadt. Ohne die Hilfe dieser Rebellen wäre Ouattara, nachdem er 2010 die Präsidentschaftswahlen gegen den damaligen Amtsinhaber Laurent Gbagbo gewann, nicht im April 2011 tatsächlich Präsident geworden. Ouattara nahm diese Kämpfer danach in die Armee auf, aber sie ordnen sich nur widerwillig unter. Ihre Geldforderungen überfordern den ivorischen Staat und gelten im zivilen Vergleich als abenteuerlich.

Das Krisenmanagement der Regierung lässt diesmal zu wünschen übrig. Im Januar beendete die Regierung die Meutereien mit raschen Verhandlungen. Diesmal herrscht Funkstille. Die Berichte über Verletzte und Schusswechsel werden zwar von offizieller Seite dementiert, aber keine eigene Initiative zur Beendigung der Krise angekündigt. Stattdessen rufen die Regierungsparteien zu Demonstrationen gegen die Meuterer auf, was nicht zur Entspannung beiträgt – im Gegenteil: dadurch, dass solche Demonstrationen am Sonntag im Keim erstickt wurden, bekräftigten die Meuterer das Ausmaß ihrer Oberherrschaft in Bouaké.

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